Wer eine Konzession für ein Unternehmen erhalten will, der hat im Moment nur im Landkreis Chancen. Der Markt in der Stadt ist voll.

Lüneburg. Wer sich in Lüneburg als Taxi-Unternehmer selbstständig machen will, muss mit mehreren Jahren Wartezeit rechnen. Die Stadt vergibt keine zusätzlichen Konzessionen, und derzeit sind alle vergeben. Auch im Landkreis wird in dem Gewerbe bald vermutlich nichts mehr zu holen sein: Nach einem Antragsboom in den vergangenen zwei Jahren könnte auch dort demnächst die Obergrenze für die Zahl der Genehmigungen der Behörde erreicht sein.

Das Taxigewerbe gehört rechtlich zum Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) und unterliegt bundesweit dem Personenbeförderungsgesetz. Ein Taxifahrer braucht eine Sonderfahrerlaubnis, um in dem Job anzuheuern: den sogenannten Personenbeförderungsschein. Und er muss besonders gute Ortskenntnisse vorweisen. Sein Chef, der Unternehmer, benötigt mehr: eine Konzession.

Die erteilt die Verwaltung der Hansestadt Lüneburg, sowohl für das Gebiet der Stadt als auch für den Landkreis. Erteilt wird sie nur, wenn die Behörde dafür einen Bedarf sieht, in Behördendeutsch ein "zusätzliches Verkehrsbedürfnis".

Und das hängt der Zahl der Fahrgäste ab. "Es gibt keine grenzenlose unternehmerische Freiheit in diesem Bereich", sagt Harald Domanske, Leiter des Lüneburger Ordnungsamts. "Das hängt mit der Sicherheit der Verkehrsteilnehmer zusammen. Der Betrieb muss auskömmlich sein, damit die Sicherheit gewährleistet wird." Könne ein Anbieter nicht wirtschaftlich arbeiten, gehe das meistens zu Lasten der Verkehrssicherheit, sagt Domanske.

Die Behörde sorge mit der Begrenzung der Konzessionen dafür, dass das Gewerbe auskömmlich und wirtschaftlich sein könne. Für den ÖPNV gelten besondere Rechte, Pflichten und ein besonderer Schutz gleichermaßen.

Wer einen Antrag auf eine Taxen-Konzession stellt, muss nicht nur eine bestimmte wirtschaftliche Leistungsfähigkeit darlegen, sondern auch bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) eine Prüfung der Sachkunde ablegen. "Außerdem prüfen wir die persönliche Zuverlässigkeit", sagt Harald Domanske. Bewerber müssten etwa über das Führungszeugnis, das Gewerbezentralregister und das Finanzamt.

Stehen alle diese Zeichen auf Grün, steht der Erlaubnis im Prinzip nichts im Wege - schließlich können die Antragsteller Ablehnungen vor Gericht überprüfen lassen.

Trotzdem haben potenzielle Taxi-Unternehmer in Lüneburg derzeit keine Chance. Konzessionen für 41 Unternehmer mit zusammen mehr als 60 Fahrzeugen hat die Behörde im Stadtgebiet vergeben, und damit ist der Bedarf nach Ansicht der Verwaltung gedeckt. Jörn Gehrke bearbeitet die Anträge im Ordnungsamt und sagt, das Gebiet sei ausgereizt. "Wer eine Konzession beantragt, kommt auf die Warteliste." Dort stehen derzeit um die 30 bis 40 Anwärter, die Wartezeit betrage mehrere Jahre.

Andere Mitbewerber überholen können Unternehmer allerdings, wenn sie bereits konzessionierte Unternehmen kaufen. Trotzdem müssen sie die entsprechenden Nachweise vorlege und die Prüfungen absolvieren. Und nach fünf Jahren wiederholt sich das gesamte Verfahren - denn die Scheine mit der Erlaubnis erteilt die Stadt jeweils nur für diesen Zeitraum.

Die Konzessionen gelten jeweils nur für bestimmte Gebiete, die "Pflichtfahrgebiete". Dort müssen die Unternehmer Präsenz vor Ort zeigen und Wagen bereithalten. Außerdem dürfen die Taxifahrer potenzielle Fahrgäste von der Straße ebenfalls nur in ihren jeweiligen Gebieten aufnehmen. Wer seine Konzession in Lüneburg hält und einen Kunden nach Reppenstedt gebracht hat, darf dort keinen Kneipengast vom Gehweg mitnehmen - außer, der Auftrag kommt per Funk.

An diesem Punkt wird es kompliziert: Ruft derselbe Mann per Handy über die Zentrale ein Taxi und der Auftrag geht zufällig an den Fahrer, der ohnehin schon vor ihm steht, darf er einsteigen. Ansonsten darf der Taxifahrer den Mann nicht mitnehmen - denn das Gebiet ist für einen anderen Konzessionsinhaber geschützt. Gleichzeitig gibt es aber Gewerbefreiheit - und das macht die Lage so verworren.

In den vergangenen zwei Jahren hat Gehrke im Landkreis einen Boom von Anträgen beobachtet. Er vermutet, dass dies mit neuen technischen Möglichkeiten zusammenhängen könnte. Dazu zählen zum Beispiel Zusammenschlüsse wie die neue Taxenzentrale für Hansestadt und Landkreis, in der sich mehrere Unternehmer mit einem Büro und einer Rufnummer zusammentun, um Personalkosten zu sparen.

Konzessionen gibt es im Kreis bereits in den Samtgemeinden Gellersen und Bardowick, in Bleckede und in Adendorf. Dort fahren jeweils zwei bis drei Taxen. Und wenn es demnächst in jeder Samtgemeinde Wagen gibt, könnte es bald auch im Landkreis heißen: Gebiet versorgt, Bedarf gedeckt, der Rest kommt auf die Warteliste.