Die Lüneburger CDU-Politikerin strebt eine Landtagskandidatur an. Für ihren Alleingang wird sie auch aus dem Landkreis kritisiert.

Lüneburg. Die CDU-Landtagsabgeordnete Karin Bertholdes-Sandrock erhält parteiintern Konkurrenz. Die Lüneburgerin Susanne von Stern bewirbt sich um die Landtagskandidatur im Wahlkreis Elbe. "Sie ist die bessere Kandidatin, weil sie moderner ist als Frau Bertholdes-Sandrock", sagt Eckhard Pols, Vorsitzender der CDU im Landkreis Lüneburg.

In den eigenen Reihen wird ihm - jedoch nur hinter vorgehaltener Hand formuliert - übelgenommen, dass er die Kandidatur im Alleingang öffentlich gemacht hat. Der ehemalige Landtagsabgeordnete Jens Kaidas kritisiert dies öffentlich. "Es ist ein Skandal, dass weder der Vorstand noch Mitglieder von der Kandidatur unterrichtet wurden und erst durch einen Zeitungsbericht davon erfahren haben." Das allerdings bestreitet der Bundestagsabgeordnete Pols. "Die entscheidenden Damen und Herren aus CDU-Samtgemeinde- und Ortsverbänden haben es gewusst. Wir haben sie sowie die Stadtratsfraktion ins Bild gesetzt. Auch Frau Bertholdes-Sandrock wurde frühzeitig informiert - so wie sich das gehört."

Kaidas, der sich aus der öffentlichen Politik zurückgezogen hat, spricht dennoch von einem unmöglichen Vorgang, gar eine "Katastrophe". "Unser Landkreis muss durch einen Landkreisabgeordneten in Hannover vertreten werden", sagt er. "Mit Basisdemokratie hat die Nominierung von Frau von Stern nichts mehr zu tun. Normalerweise hätte es einen Parteitag geben müssen, in dem sich die Landkreis-Kandidatin vorstellt, die ja nicht einmal aus dem Landkreis kommt."

Kaidas bedauert, dass niemand aus den eigenen Reihen sich darum kümmere, alles kritiklos hingenommen werde und keiner etwas unternehme. Ein Indiz für das gespannte Verhältnis zwischen dem CDU-Kreisvorsitzenten und seinen Mitgliedern? Kaidas nickt. "Die CDU im Landkreis wird immer schwächer."

Auch Alexander Blume, Fraktionsvorsitzender der Partei im Lüneburger Kreistag, bedauert die Entwicklung und dass sich niemand auf den Aufruf zur Kandidatur in den Orts- und Samtgemeindeverbände gemeldet hat. Er hat jedoch noch Hoffnung. "Bis einschließlich 13. Februar, wenn die CDU-Mitglieder zur Urwahl eines gemeinsamen Kandidaten in Hitzacker auflaufen, bleibt jedem die Möglichkeit offen, seinen Hut in den Ring zu werfen."

Einen geeigneten Kandidaten kann Jörg Ahlfeld, CDU-Mitglied im Rat der Samtgemeinde Scharnebeck, bisher nicht ausmachen. "Es gibt keinen, weil mögliche gute Kandidaten weggebissen wurden. Da reicht ein Blick in den Kreistag, der sich als Greistag präsentiert. Das ist nicht der Querschnitt der Gesellschaft. Kaum ein Berufstätiger kann sich zeitlich ein Engagement im Kreistag leisten."

Kaum einen jungen Menschen motiviere den Ausblick, erst als 55- bis 60-Jähriger ein verantwortungsvolles Amt ausüben zu können, weil die Hierarchie innerhalb der Partei es verhindere, so Ahlfeld. Der 49 Jahre alte Kommunalpolitiker hat seinen Sitz im Schulausschuss der Samtgemeinde Scharnebeck an einen jüngeren Kandidaten abgetreten mit dem Argument, dass einen jungen Mann mit schulpflichtigen Kindern die Materie sehr viel näher sei als ihm.

Letztlich aber gehe es jetzt darum, jemanden zu finden, der Bertholdes-Sandrock ablöse. "Und da hat ein Mann kaum Chancen", sagt Ahlfeld, "Frau von Stern hat meine volle Unterstützung."

Aufregung herrscht indes über den Austragungsort der Urwahl sowie die Uhrzeit. Der ist für die Mitglieder des zahlenmäßig stärkeren CDU-Kreisverbands Lüchow-Dannenberg wesentlich komfortabler zu erreichen als für den CDU-Kreisverband Lüneburg. Seine Teilnehmer reisen aus Adendorf, der Ostheide, Scharnebeck, Dahlenburg, dem Amt Neuhaus und Bleckede in den Nachbarkreis. "Wer kann um 18 Uhr als Berufstätiger daran teilnehmen?", fragt sich Jörg Ahlfeld.

Susanne von Stern ist ein Newcomer in der Politik. Auf der politische Bühne wirkt sie seit der Kommunalwahl im vorigen Jahr mit. Die CDU-Frau im Rat der Hansestadt Lüneburg hat Jura studiert. Den Schwerpunkt ihrer politischen Arbeit sieht die 43 Jahre alte Mutter von zwei Kindern bei den Themen Familie, Schule, Bildung.

Für eine CDU-Bewerberin tritt sie sich ungewöhnlich klar für Gesamtschulen und für ein Aus des Endlager-Projektes Gorleben ein. Susanne von Stern ist ehrenamtlich tätig im Verein Mentor - Die Leselernhelfer Lüneburg, dessen Gründung auf ihre Initiative und die des jetzigen Kultusministers Bernd Althusmann zurückgeht.