Eine Glosse von Bernd-Olaf Struppek

Missmutig schlurft mein Sohn neben mir her durch die morgendliche Dämmerung. "Schule ist doof, voll unnötig." Die Gesichter der anderen Mädchen und Jungen, die durch den feuchten Wintermorgen gen Unterricht trotten, scheinen kollektiv stumme Zustimmung auszudrücken. "Warum muss ich überhaupt zur Schule gehen?" Als Zeichen schier körperlicher Frustration kickt der Filius einen Stein aus dem Weg. "Weil es eben sein muss, jeder muss zur Schule." Kaum ausgesprochen, merke ich, dass das Argument doch recht dünn ist.

"Du hast es gut, du hast deinen Beruf, auf deiner Arbeit ist es spannend." Ah, ein Ansatz, um einzuhaken. "Um einen Beruf zu bekommen, musst du vorher zur Schule gehen. Wenn du Journalist werden willst, musst du Abitur machen." War das pädagogisch? "Oh, nee, noch neun Jahre Schule. Hat sich mal jemand dein Abiturzeugnis zeigen lassen?" In jungen Jahren legte ich das Zeugnis bei Bewerbungen bei. "Doch!"

"Aaallein schon." Das ist der unter Viertklässlern angesagte Ausdruck völliger Ungläubigkeit und Ablehnung. Bin ich froh, dass es zum Schultor nicht mehr allzu weit ist. "Ich werde sowieso Fußballer, da brauche ich keine Schule." "Aber sicher brauchst du die, um dich um dein vieles Geld kümmern zu können." Nur noch ein paar Meter. "Das machst doch du, als mein Manager." Mit zufriedenem Lächeln blicke ich meinem Sohn nach, wie er über den Schulhof zuckelt. Schlaues Kerlchen.