Freundeskreis sucht Lösung, um das Kellertheater zu erhalten. Sponsoren könnten die Wohnung mit dem zugehörigen Keller mieten

Lüneburg. "So, wie es zurzeit aussieht, werden wir das ,Theater der Zwanzig - die Liebhaberbühne' nicht erhalten können", sagt Ute Gerull. Zusammen mit dem Schauspieler und Betreiber des Theaters, Hans Jürgen Güntling, hat sie das Kellertheater aufgebaut und bei den meisten Produktionen eng mit ihm zusammengearbeitet. "In acht Jahren hatte das Theater fast 7000 Besucher, bei nur 25 Sitzplätzen", sagt Ute Gerull. Nach Hans Jürgen Güntlings überraschendem Tod, Anfang Dezember, sei die Liebhaberbühne jedoch nicht mehr zu halten. "Der Kellerraum mit dem Theater gehört zu der Wohnung, die Güntling bewohnte", sagt sie. Der Freundeskreis des Liebhabertheaters habe beim Vermieter angefragt, ob der Kellerraum von der Wohnung zu lösen und allein zu mieten sei. Die Antwort war jedoch negativ. "Der Keller gehört zur Wohnung. Von uns hat jedoch keiner das Geld um sie zu mieten", sagt die pensionierte Lehrerin.

Sie hofft jetzt, Sponsoren zu finden, die die Wohnung mieten. Auch für die Nutzung der Wohnung hat sie eine Idee. "Die Wohnung könnte an Schauspieler vom Stadttheater, die nicht die gesamte Spielzeit bleiben, günstig untervermietet werden. So könnte man die Liebhaberbühne erhalten", sagt sie. Die Bedingung sei, dass die Schauspieler weiterhin das Kellertheater nutzen dürften. "Auch wenn die Wohnung zunächst nur für ein Jahr gesponsert würde, wäre das schon sehr hilfreich", sagt sie.

Die 73-Jährige hängt an dem Kellertheater. Kennengelernt hat Ute Gerull Hans Jürgen Güntling durch die Niederdeutsche Bühne Sülfmeister. Güntling, der Schauspieler am Stadttheater war, führte Regie bei den Aufführungen der Laienschauspielgruppe. Ute Gerull verließ die Sülfmeister und begann bei Güntlings Produktionen für sein Kellertheater mitzuarbeiten. Doch nicht nur dort hat sie mitgewirkt, sondern auch an der Ausstattung. "Den Samtvorhang habe ich mit vielen Flüchen stundenlang auf meiner kleinen Theaternähmaschine zusammengenäht", erinnert sie sich.

Fortgeführt werden, solle das Theater jedoch nur im Sinne von Hans Jürgen Güntling. "Wir haben immer auf Spendenbasis gearbeitet", sagt Ute Gerull. Güntling habe nie Geld mit dem Theater verdient, meist habe er draufgezahlt. Und auch die Stücke habe der Schauspieler und Regisseur immer sorgfältig ausgewählt. "Auch in Zukunft können wir nur spielen, was Güntling unter ehrlicher Theaterarbeit verstanden hätte", sagt Ute Gerull.

Dabei habe das Theater nicht nur für die Zuschauer einen besonderen Charme. "Als Schauspieler ist man höchstens einen Meter vom Publikum entfernt. Ob die Menschen dabei sind oder nicht, merkt man sofort", sagt die 73-Jährige. Aus diesem Grund sind auch immer wieder Gastschauspieler aus Hamburg oder Celle nach Lüneburg gekommen.

Die Idee der Liebhaberbühne geht zurück auf die Zimmertheater nach dem zweiten Weltkrieg. Aus der Not heraus, habe man in Wohnzimmer Theater gespielt, sagt Ute Gerull: "Hans Jürgen Güntling hat diesen Gedanken aufgegriffen und bei sich verwirklicht." "Theater der Zwanzig" hieß die Kellerbühne zunächst, weil Güntling nur 20 Plätze hatte. Mit den Jahren sei das Theater dann immer professioneller geworden. Inzwischen beherbergt es eine gute Licht- und Tonanlage. "Uns blutet das Herz, weil wir das alles von jetzt auf gleich aufgeben müssen", sagt Ute Gerull. Wann die Wohnung aufgelöst werde, sei bisher auch noch unklar. "Wir möchten raus, aus diesem Schwebezustand", sagt Ute Gerull.