Was steht 2012 in Lüneburg an? Wir geben einen Ausblick auf das neue Jahr. Heute: die anstehende Entwicklung der Lüneburger Innenstadt.

Lüneburg. Marketing und City Management wollen das "Kaufhaus Innenstadt" zukünftig einheitlicher vermarkten. Teilten sie die Innenstadt bislang in A- und B-Lagen auf, soll 2012 die Bezeichnung "Einkaufsstadt Lüneburg" als Werbebotschaft dienen. Die Marketing GmbH will zudem in Zusammenarbeit mit Studenten eine aktuelle Datenbank über Geschäfte und Hausbesitzer aufstellen.

In diesem Jahr stehen in der Fußgängerzone markante Veränderungen an. Der Lüneburger Modehersteller "Roy Robson" wirbt Am Markt 3 zwar schon jetzt mit intelligentem Augenzwinkern: "Und wenn Karneval vorbei ist, maskieren wir uns wieder richtig", wird aber vermutlich erst im September sein Geschäft eröffnen. Nachbar wird voraussichtlich ab Herbst das Modehaus "Peek & Cloppenburg" Am Markt 2 sein, künftiger Mieter der Sparkasse.

Zehn Millionen Euro investiert die Sparkasse dort in Abriss- und Umbauarbeiten. "Das wird das Highlight dieses Jahres, der Marktplatz und damit auch die Straße An der Münze werden stark an Attraktivität gewinnen", sagte Heiko Meyer dazu dem Abendblatt. Laut dem Vorsitzenden des Lüneburger City Managements (LCM), dem Verbund Lüneburger Händler und Gastronomen, steht allerdings noch nicht fest, welcher Nachmieter die dann frei werdende Großfläche des Bekleidungshauses an der Grapengießerstraße übernimmt. "Wünschenswert wäre wieder ein Geschäft für Damen- oder Herrenbekleidung, denn so etwas fehlt in Lüneburg", sagte Meyer. "Die Verantwortlichen müssen schnellstmöglich einen guten Nachmieter finden, damit es in dem Bereich keinen Abbruch gibt."

Das Interesse der Mieter zeigt die Attraktivität der Lüneburger Innenstadt

Dass in das geschlossene Modehaus "Hedemann" an der Grapengießerstraße die Drogeriekette "Müller" einzieht, in den einstigen "Aldi" Am Berge der Textildiscounter "Kik" und in die kleinen Geschäfte "Krawatten-Eck" und Zigarettenladen an der Ecke Am Sande/ Kleine Bäckerstraße Gastronomie, gibt Heiko Meyer "zu denken". Er sei nicht begeistert, gerade eine Kette wie "Kik" sei "nicht positiv fürs Image". Allerdings, so Meyer, zeige das Interesse solcher Mieter auch die Attraktivität der Lüneburger Innenstadt.

Die viel zitierten zwei Seiten der Medaille: Lüneburgs Fußgängerzone ist so attraktiv, dass große Ketten hinein wollen - gleichzeitig drängen die Großen die Kleinen weg. Ähnlich verhalte es sich bei "Müller", erklärte Meyer: Das Konzept gehe zwar über eine übliche Drogerie hinaus, und das sei positiv, gleichzeitig wird es aber genau dadurch inhabergeführten kleinen Fachgeschäften etwa für Bücher und CDs das Leben schwer machen.

Die LCM habe auf die Wahl der Mieter "leider keinen Einfluss", sagte Meyer dem Abendblatt. "Es wäre wünschenswert, dass Stadt, Marketing und wir mitreden könnten. Das wäre ein Traum. Aber auch ein Ziel: Mit Maklern und Inhabern zusammenzusitzen und Konzepte zu besprechen."

Einen derartigen Runden Tisch hat es nach Meyers Wissen noch nie gegeben. Problematisch daran ist nach seiner Einschätzung auch die veränderte Inhaberstruktur der Häuser, in denen die Geschäfte liegen. "Der Anteil der Lüneburger ist gesunken. Viele Gebäudeeigentümer sind auf die Bundesrepublik verteilt oder im Ausland, andere Häuser gehören mittlerweile Fonds. Die erreichen wir schlecht bis gar nicht. Und manchmal wissen wir nicht einmal, wer der Inhaber ist." Das sei auch problematisch bei Aktionen wie "Giebel im Licht", bei denen es darauf ankommt, dass möglichst viele Hausbesitzer mitmachen.

"Darum beneiden uns andere Städte."

Meyer wünscht sich für Lüneburg daher ein Konzept wie den Business Improvement District (BID), bei dem nicht nur die Mieter für die Attraktivität ihrer Straße zahlen, sondern auch die Grundstücks- respektive Hauseigentümer. "Das gibt es in Niedersachsen bislang nicht, wäre aber wünschenswert." Als positiv bewertet Meyer nach wie vor die geringen Leerstände in Lüneburg. "Wenn ein Geschäft leer steht, dann, weil zähe Verhandlungen über den Mietvertrag laufen", sagt er. "Darum beneiden uns andere Städte."

Als Beispiele für zügige Mieterwechsel sind zu nennen ein neues Teppich-Geschäft an der Heiligengeiststraße in einem ehemaligen Laden für Wohnaccessoires, eines für Mode an der Großen Bäckerstraße im ehemaligen Radgeschäft, das an die Münze gezogen ist, sowie die gestern begonnenen Arbeiten im geschlossenen "Krawatten-Eck". Der einstige Blumenladen Am Sande nahe St. Johannis ist mittlerweile ein Stehrestaurant für Suppen, und zwei neue Outlet-Läden sind an die Heiligengeiststraße sowie an die Salzstraße gezogen. Auch für den geschlossenen Juwelier "Mahlberg" an der Kleinen Bäckerstraße steht ein Nachfolger fest: ein Juwelier aus Hamburg.

Martin Zießnitz, City-Manager bei der Marketing GmbH, hat sich den Kontakt zu Maklern, Hauseigentümern und Firmen für dieses Jahr auf die Agenda geschrieben. "Wir wollen sehen, wo es Leerstände gibt und welche Branchen bislang unterbesetzt sind." Dazu steht die Marketing GmbH in Kontakt mit Studenten, die ab diesem Jahr eine Datenbank erstellen sollen - ein Projekt, das sich vermutlich über Jahre zieht. Die Einteilung von Haupt- und Nebeneinkaufsstraßen, A- und B-Lagen sehen Zießnitz und Meyer gleichermaßen als "sinnlos negativ behaftet an", die gesamte Innenstadt soll fortan mit Straßen- oder Quartiersnamen "gleichwertig beworben und vermarktet werden". Auch die Internetseite www.einkaufsstadt-lueneburg.de soll komplett erneuert werden.

Neue Veranstaltungen sind von Seiten der Marketing GmbH ebenfalls geplant. "Wir denken in die kulinarische Richtung, etwa an eine Spargel- und eine Grünkohlwoche", sagte Martin Zießnitz . "Um die Stagnation der vergangenen Jahre zu durchbrechen und solche Veranstaltungen auch für die Lüneburger selbst wieder interessant zu machen."