Wirtschaft hat Interesse an Ausbildungsschwerpunkt Touristik und Gastgewerbe, doch Schulverwaltung will anderen Schwerpunkt setzen.

Lüneburg. Christiane Pätz hat einen Wunsch. Die Leiterin der Berufsbildenden Schule III am Schwalbenberg will zum August 2013 die Schule um den Ausbildungsschwerpunkt Touristik und Gastgewerbe erweitern. Notwendig dafür wird die Einrichtung einer zweijährigen Fachschule für Hotel- und Gaststättengewerbe und Touristik.

Am Ende der Ausbildung stehen Experten, die fit sind unter anderem in den Bereichen Hotel- und Gastro-nomiemanagement, kundenorientierte Gastronomie, Veranstaltungsorganisation und darüber hinaus touristische Konzepte entwickeln und umsetzen.

Voranfragen an die Niedersächsische Landesschulbehörde sowie an den Schulvorstand der BBS III wurden positiv beantwortet. Auch befürworten die Industrie- und Handelskammer Lüneburg sowie der deutsche Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA die Einrichtung der Schulform.

Abzuwarten hingegen bleibt die Entscheidung des Ausschusses für allgemein und Berufsbildenden Schulen, der am Mittwoch, 11, Januar, um 15 Uhr im Sitzungssaal der Kreisverwaltung tagt. "Die neue Schulform richtet sich an Interessierte, die bereits einen Berufsabschluss als Restaurantfachmann/-frau, Hotelfachmann/-frau, Hotelkaufmann/-frau oder Koch/Köchin erlangt haben und sich weiterqualifizieren wollen", schreibt Pätz in einem an den Landkreis gerichtetes Schreiben.

Einsatzbereiche für Absolventen der zweijährigen Fachschule Hotel- und Gaststättengewerbe finden sich in Stadt und Landkreis Lüneburg sowie in der Region im mittleren Management von Gastronomie und Hotellerie.

In der vom Tourismus geprägten Region Lüneburger Heide gibt es eine Vielzahl ausgebildeter Fachkräfte im Bereich Hotellerie und Gastronomie. "Gleichzeitig zeichnet sich mittlerweile ein Mangel an höher qualifiziertem Personal in dieser Branche ab. Durch die Einführung des Bildungsganges würde sich das Bildungsangebot für Fachkräfte mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung im Hotel- und Gaststättengewerbe zur Weiterqualifizierung in der Region erweitern", argumentiert die Schulleiterin.

Überdies gibt es im gesamten ostniedersächsischen Raum sowie in den angrenzenden Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt kein entsprechendes Bildungsangebot. "So könnten ebenfalls benachbarte Regionen von der Neueinrichtung profitieren", so Pätz. Seit Jahrzehnten bildet die BBS III Lüneburg über den Landkreis hinaus Köche, Hotelfachleute, Hotelkaufleute, Restaurantfachleute und Fachkräfte im Gastgewerbe aus.

Durch die Einrichtung der Fachschule würde das Bildungsangebot im Bereich der Hotellerie und Gastronomie zukunftsorientiert erweitert und vervollständigt, sagt die Schulleiterin und führt ein für sie weiteres überzeugendes Argument an: "Demografisch bedingt zeichnet sich ein Rückgang der Schülerzahlen im Bereich der dualen Ausbildung ab. Daher könnte ein solcher Bildungsgang ohne zusätzliche Personalressourcen eingeführt werden." Ebenfalls vorhanden sei qualifiziertes Lehrerpersonal. Bei der Lüneburger Kreisverwaltung stößt der Antrag der Schulleiterin auf wenig Begeisterung.

Michael Wiese, Fachdienstleiter für Schule und Kultur, empfiehlt dem Ausschuss, die Einführung der Fachschule derzeit nicht bei der Landesschulbehörde zu beantragen. Er korrigiert die Schulleiterin dahingehend, dass mit dem Rückgang der Schülerzahlen notwendige räumliche Kapazitäten für die neuen Fachschüler zur Verfügung stünden. Richtig sei, dass im Bereich des dualen Systems Schüler- und Klassenzahlenzurückgehen. "Hingegen gestiegen sind die Schülerzahlen im Vollzeitbereich. Das sind Schüler, die täglich die Berufsschule besuchen. Dazu gehören auch Teilnehmer des Berufsvorbereitungs- oder dem Berufsgrundschuljahr ", so der Fachdienstleiter. Jedoch besteht im Bereich der Altenpflege für das kommende Schuljahr ein zusätzlicher, bislang ungedeckter Raumbedarf.

"Die Schule nämlich ist nicht in der Lage, diesen zusätzlichen Bedarf durch interne Organisationsmaßnahmen oder durch zurückgehende Schülerzahlen aufzufangen", sagt Wiese. Vor diesem Hintergrund müsse die Frage gestellt werden, ob die Einrichtung eines neuen schulischen Vollzeitangebotes, das sich zudem an einen Personenkreis richtet der bereits einen Berufsabschluss hat, richtig ist.

Nach Auffassung der Verwaltung sollte die BBS III am Hauptstandort Am Schwalbenberg zurzeit die wenig oder gar nicht vorhandenen räumlichen Ressourcen ganz dem Schwerpunkt der pflegerischen Berufe widmen.