Drei namhafte Architekten präsentieren in Lüneburg und Kirchgellersen ihre Zukunftsvisionen am Tag der Architektur

Lüneburg/Kirchgellersen. Wer sich in Stadt und Landkreis Lüneburg für zukunftsweisende Architektur und ökologisches, energiesparendes Bauen interessiert, der sollte sich Sonntag, den 27. Juni, im Kalender rot anstreichen. An diesem Tag öffnen sich in Lüneburg und Kirchgellersen die Türen zu drei außergewöhnlichen und höchst unterschiedlichen Bauobjekten, die alle von der Architektenkammer Niedersachsen für ihre hochwertige ästhetische, funktionale und ökologische Qualität ausgezeichnet wurden. Die Architekten werden an diese Tage vor Ort sein und ihre Ideen und Visionen persönlich präsentierten.

Objekt 1: Das Form-Haus in Kirchgellersen

Flexibilität und Nachhaltigkeit hat sich John Kosmalla in seinem Form-Haus in Kirchgellersen auf die Fahnen geschrieben. Der Architekt ist Fernsehzuschauern bereits durch die Betreuung der RTL 2-Serie "Zuhause im Glück" bekannt. Während er im Fernsehen in Not geratenen Bauherren regelmäßig aus der Klemme hilft, konnte er in Kirchgellersen jetzt seine persönliche Vision vom Eigenheim der Zukunft in die Tat umsetzen.

Das Haus im Bungalow-Stil ist vollständig mit einer Glasfassade umgeben, die gleichzeitig als Witterungsschutz und Wärmefalle dient. Austauschbare Folien hinter Glas simulieren auf Wunsch jede beliebige Außenfassade.

Kaum eingetreten, überrascht das Haus durch seine luftig hellen Räumlichkeiten, die sich dank verschiebbarer Trennwände individuell verändern lassen. So wird die Gestaltung von Räumen mit Flächen von 15 bis 60 m² möglich.

Die nachhaltig ökologische Bauweise mit ihrem sensationellen Energiewert von 30,3 kWh/m2a dürfte vor allem umweltbewusste Bauherren interessieren. Sie wird durch die Holzkonstruktion mit Hanfdämmung, die Verwendung von Lehmziegeln und Gründach, eine permanente Lüftung mit 90 Prozent Wärmerückgewinnung sowie den Einsatz einer vernetzten Gebäudetechnik erreicht. Bei Einsatz eines Pellet-Ofens rechnet Kosmalla mit nur rund 200 Euro Heizkosten pro Jahr.

Ein echtes Highlight ist die elektronische Gebäudesteuerung der Firma TAP-Solutions, die sämtliche Funktionen des Hauses auf Monitoren erfasst. Sie stellt die Heizung automatisch auf die Zimmergröße ein, misst den Energieverbrauch und managt das Security System. Den Hausschlüssel ersetzt ein Fingerprint-Pad, und im Urlaub können sämtliche Funktionen per Internet und Handy gesteuert werden. Das innovative Hauskonzept soll demnächst in Serie gehen.

www.form-haus.de

Objekt 2: Kita "Die Wissbegierigen" in Lüneburg

Ein völlig anderes Baukonzept verfolgt der Architekt Matthias Meinheit. "Für mich ist jedes Bauprojekt einzigartig. Jeder Entwurf entsteht aus der intensiven Auseinandersetzung mit dem Charakter des Ortes und der Aufgabenstellung. Denkbar sind sowohl angepasste Lösungen als auch Objekte, die im Kontrast zu ihrer Umgebung stehen", sagt Meinheit. "Mein Ziel ist, die Ansprüche des Bauherrn optimal in einer nachhaltigen und kostengünstigen Bauweise zu realisieren."

Meinheit war für das renommierte Hamburger Architekturbüro Gerkan, Marg & Partner tätig und arbeitete als wissenschaftlicher Assistent an der Leibniz Universität Hannover, bevor er sich selbständig machte.

Mit dem Anbau der Kindertagesstätte "Die Wissbegierigen" in der Dahlenburger Landstraße 63 will Meinheit ein positives Zeichen in einem sozial schwierigen Umfeld setzen. "Hier ist ein Ort, wo etwas für die Menschen im Umfeld getan wird und mit dem man sich identifizieren kann", erläutert der Architekt. Er entwarf das Objekt in Form eines liegenden Buches. Mit Einband, Seitenrändern und runden Ecken. Dieser Entwurf korrespondiert perfekt mit dem Konzept der Einrichtung, Kindern frühzeitig und spielerisch Wissen zu vermitteln.

Das "grüne Buch" oder "grüne Ding", wie es von den Stadtteilbewohnern schon genannt wird, wurde in Kooperation mit Professor Albert Schmid-Kirsch, Meinheits Mentor in Hannover, umgesetzt. Sie wählten einen ökologischen Holzrahmenbau mit reiner Zellulosefaserdämmung und Holzfenstern. Die Begrünung des Daches zur Verbesserung des Innenraumklimas im Sommer sowie eine kontrollierten Be- und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung sind in Vorbereitung.

www.meinheit.de

Objekt 3: Das "Junge Theater" in Lüneburg

In Lüneburg und Umgebung hat Carl-Peter von Mansberg schon einen guten Namen. Sein Büro besteht bereits seit 44 Jahren und bearbeitet nahezu alle Aufgabenbereiche des Hochbaus in der Planung und Ausführung. Schon in den 90ern war von Mansberg an der Erweiterung des Theaters Lüneburg beteiligt. Durch den neuen Anbau ist das bisher dreispartige Theater - Schauspiel, Oper und Ballett - jetzt um eine vierte Sparte gewachsen; das Kinder- und Jugendtheater.

Der Neubau ist als Werkstatt- und Experimentierbühne mit offener Stahlkonstruktion angelegt. "Der ganze Theaterraum ist eine Bühne, auf der sich Schauspieler und Zuschauer auf Augenhöhe begegnen", sagt von Mansberg.

Verschränkbare Wände sorgen für eine sogenannte "Wechselakustik" und passen den Raum an die unterschiedlichen akustischen Bedingungen von Musik- und Sprechtheater-Aufführungen an. Ein architektonischer "Hingucker" ist das Foyer, in das ein offenes Atrium integriert wurde. Breite Stufen vermitteln die Anmutung eines antiken Theaters. Die Halle ist hochgedämmt und mit einer Lüftung mit Wärmerückgewinnungsanlage ausgestattet.

www.mwp-architekten.com