Die lange Wanderung entlang des Jakobsweges inspirierte zwei Frauen aus Artlenburg zu einem eigenen Buch

Artlenburg. "Ich bin dann mal weg." Getreu dem Motto, mit dem Hape Kerkeling sich auf Pilgerreise begab, taten es ihm Gabriela Rafelt und Ingrid Budrian aus Artlenburg gleich. Mit dem kleinen Unterschied, dass sie sich mit dem letzten Streckenabschnitt begnügten; beginnend in Sarria und endend an dem 150 Kilometer entfernt liegenden Grab des Apostel Jakobus in Santiago die Compostela.

Wie alles begann? Die 58-jährige Gabriela Rafelt erinnert sich: "Aus einer Rotweinlaune heraus haben wir beschlossen, dass das, was Hape Kerkeling geschafft hat, auch wir schaffen können." Dafür blieben ihnen zehn Tage im Mai. "Die waren voller Eindrücke, Erfahrungen, Entbehrungen und Schmerzen. Und bescherten uns den schönsten Lohn, die Compostela." Die Urkunde, die ihren Erfolg beweist.

"Wir beide sind keine geübten Wanderer oder gar super sportliche Personen, sondern einfache Omas", fügt Freundin Ingrid (52) hinzu. Obwohl sie weder zu den religiös motivierten Pilgern noch zu den sportlich ambitionierten Touristen gehörten, teilen die stolzen Großmütter die Erfahrung fast aller: Sie liefen und liefen durch weitläufige Waldgebiete und grüne Berglandschaften, fanden zu sich selbst und schafften das anfänglich Unvorstellbare: "Bei dieser Reise wächst man über seine Grenzen hinaus und kann schaffen, was man vorher nie für möglich gehalten hat."

Einen kleinen Eindruck davon, gewannen die beiden erstmals in der Zeit der Vorbereitung, die über gelegentliches Schwimmen und Gymnastik treiben hinausging. Ein Wandertraining führte die Damen von Artlenburg über Lüdershausen und Barum auf Umwegen nach Lüneburg. "Da haben unsere Beine ganz schön gezittert", erinnert sich Ingrid Budrian.

Den reichen Schatz aus Erinnerungen und Erfahrungen auf dem Jakobsweg haben die Pilgerinnen aufgeschrieben. Baldmöglichst möchten sie ein Buch veröffentlichen und suchen einen Verleger. "Unser Buch wendet sich mit Tipps an Wanderer, die die letzte 150-Kilometer-Etappe des Jakobwegs bis nach Santiago die Compostela gehen möchten", sagt Gabriela Rafelt.

Ein solches Angebot gebe es bisher nicht auf dem Büchermarkt. In keiner ihr bekannten Lektüre seien Wanderrouten zwischen Sarria bis Santiago beschrieben, noch Herbergen aufgelistet und bewertet.

Die beiden Frauen wollen diese Lücke schließen und warten mit zahlreichen Empfehlungen auf. So wurde für sie der Pareo ein unverzichtbares Utensil im Gepäck. Das leichtgewichtige Wickeltuch war wärmend, diente als Sitzkissen wie auch als Bademantel auf dem Weg hin zu Dusche oder Toilette.

Und welcher Neuling weiß schon, dass auf Flugreisen Rücksäcke besonders gefährdet sind. Beim Aus- und Einladen des Gepäckstücks, das nicht als Handgepäck durchgeht, besteht im Besonderen für fragile Verschlüsse und Riemen Bruch- und Reiß-Gefahr. Um das zu verhindern, stopften die einfallsreichen Frauen ihre Rucksäcke für den Flug in robuste Müllsäcken.

Neben den praktischen Ratschlägen möchte Gabriela Rafelt auch an Diabetes erkrankte Menschen für den Pilgerweg begeistern. "Ich selbst bin Diabetikerin, habe auf dieser Reise täglich meine Werte kontrolliert. Schon ab dem zweiten Tag waren sie im Normalbereich." Unverzichtbar sei die Mitnahme von Knäckebrot. Das nämlich gebe es in Spanien nicht zu kaufen und sei zur Aufnahme von Kohlenhydraten unverzichtbar für Diabetiker. Ein Grund für die optimalen Werte sei sicherlich die gesunde Ernährung gewesen.

Ratgeberin Gabriela Rafelt, deren berufliches Metier die Reisebranche ist, will im kommenden Jahr die bekannte Route als Reise anbieten und auch begleiten: "Für Leute, die sich das allein vielleicht nicht zutrauen."