Die Beratungsstelle MaDonna soll ein Projekt für minderjährige Schwangere anbieten

Lüneburg. Immer wieder wurden in der Vergangenheit spektakuläre Fälle von vernachlässigten, misshandelten und getöteten Kindern in Deutschland bekannt. Um dem in Zukunft vorzubeugen hat das niedersächsische Ministerium für Soziales, Familien, Frauen und Gesundheit vor drei Jahren ein Pilotprojekt unter dem Titel "Frühe Hilfen" aufgelegt. Zielgruppe der Maßnahme sollen vor allem Kinder bis zu drei Jahren sein. An vier Standorten im Land, darunter in Stadt und Landkreis Lüneburg, sollte ein Verfahren entwickelt werden, das bei den kleinsten Anzeichen von Misshandlung oder Vernachlässigung greift, um die Kinder zu schützen.

In der Hansestadt Lüneburg und im ländlich strukturierten Landkreis wurde dafür ein dichtes Netzwerk geknüpft. "Polizei, Mitarbeiter der Gesundheitsämter, Gynäkologen, Hebammen, Jugendamtsmitarbeiter und viele mehr sind dabei. Insgesamt mehr als 300 Institutionen beteiligen sich", sagt Burkhard Hoferichter, der Projektkoordinator von "Frühe Hilfen" in Lüneburg. "Sehr viele Menschen aus dem Umland der Hansestadt nutzen seit langem die Infrastruktur mit den Ärzten, Kindereinrichtungen und sozialen Trägern. Da bot sich eine intensive Vernetzung in dem Projekt geradezu an", erklärt Sozialarbeiter Hoferichter.

Die verstärkte Zusammenarbeit nutze jedoch nicht nur den Betroffenen, sondern auch den Experten. So erführen beispielsweise Hebammen und Ärzte jeweils mehr über die Situationen und Umstände ihrer Arbeit, schrieb Friederike Raithel, stellvertretende Leiterin des Gesundheitsamtes Lüneburg, in einem Beitrag für das Niedersächsische Ärzteblatt. Durch den intensiveren Kontakt entstehe Vertrauen, das im Notfall hilft, schnelle Entscheidungen zu treffen.

In der heutigen Sitzung des Jugendhilfeausschusses des Kreises stimmen die Mitglieder nun über ein neues Projekt im Rahmen der "Frühen Hilfen" ab. Die Hansestadt und das Diakonische Werk haben ein Betreuungsangebot für minderjährige Schwangere und junge Mütter entwickelt und eine Kooperationsvereinbarung dazu erarbeitet. Künftig sollen sich junge Schwangere in Lüneburg an die Beratungsstelle Madonna wenden können, die seit mehr als 20 Jahren auf dem Gebiet der Schwangerschaftsberatung aktiv ist. Die Projektentwickler gehen von etwa 30 bis 40 betroffenen jungen Frauen in Stadt und Landkreis Lüneburg aus.

Geplant ist, die jungen Frauen während der Schwangerschaft und auch nach der Geburt zu unterstützen. Dabei sollen auch Real Care Puppen zum Einsatz kommen. In diesen Puppen, die die Bedürfnisse von lebendigen Säuglingen simulieren, steckt jeweils ein Chip, der das Verhalten der Pflegperson aufzeichnet. Außerdem sollen den jungen Frauen Hilfestellung beim Zusammenstellen der Babyausstattung und für die Pflege des Säuglings gegeben werden. Kontakt zu den jungen Müttern soll auch nach der Geburt gehalten werden.

"Bedarf für solche Projekte gibt es immer", sagt Ursula Kretschmer, die Leiterin der Einrichtung MaDonna. Das zeigen die Erfahrungen, die sie und ihre Mitarbeiter in der Schwangerenkonfliktberatung machen. Dass es trotz zahlreicher Aufklärungskampagnen immer wieder zu unerwünschten Schwangerschaften im Teenageralter kommt, sieht Kretschmer darin begründet, dass bei einigen jungen Männern und Frauen die Theorie nicht zur Anwendung kommt.

"Der Zusammenhang zwischen Sexualität und dem Zeugen von Kindern wird heute von einigen Jugendlichen nicht mehr hergestellt. Beide Themen sind bei vielen entkoppelt."