Die Kommunalpolitik in Lüneburg stellt sich gegen eine schrumpfende Universität, die das Leuphana-Präsidium befürwortet.

Lüneburg. Die Studentenzahlen an Leuphana sinken - zum Nachteil der Infrastruktur auf dem Campus und zum Leidwesen vieler Bürger. Derzeit sind nach offizieller Lesart 6700 Studierende an Leuphana eingeschrieben - doch der AStA in Lüneburg befürchtet, dass es noch weniger werden (die Rundschau berichtete). Das ruft die regionale Politik auf den Plan, denn vereinbart waren weiter steigende Zahlen.

So sieht es die Kooperationsvereinbarung vor, die Stadt und Landkreis in Sachen Audimax geschlossen haben: Sieben Millionen Euro an Steuergeldern wollen die Kommunen zum Bau des Zentralgebäudes dazugeben - unter der Bedingung, dass Leuphana wächst.

Aus Sicht des Leuphana Präsidenten Sascha Spoun ist ein Anstieg der Studentenzahlen für Lüneburg aber nicht wünschenswert. Das Betreuungsverhältnis zwischen Lehrern und Lernenden würde leiden, wenn man wieder 10 000 Studierende ausbilden würde, sagt Spoun. Sein Ziel liegt nur bei 6000 Studierenden.

+++Harburg wirbt ebenfalls um Studenten+++

Diese Zahl akzeptieren viele Kommunalpolitiker aber nicht. "Ich hatte die Hoffnung, der Boden bei den Studentenzahlen sei erreicht, aber das scheint nicht der Fall zu sein. Die Linken werden die Aussage des Präsidenten zum Anlass nehmen, um eine Anfrage im Stadtrat zu formulieren. Stadt und Landkreis sollten bemerken, dass die Uni den Vertrag in Sachen Audimax bereits gebrochen hat", sagt Michél Pauly, Sprecher der Linken.

Verärgert ist auch Andreas Meihsies, Ratsherr der Grünen: "Wir wussten, dass die Zahl von 10 000 Studenten nicht zu halten ist. Aber wenn jetzt von 6000 Studierenden die Rede ist, ist das ein Schlag ins Kontor."

Meihsies wiederholt seine Forderung nach einem Universitätsbeirat für Leuphana. "Es kann nicht angehen, dass wir immer nur aus der Zeitung erfahren, wie sich die Hochschule entwickelt. Wenn wir als Kommune Geld für die Universität ausgeben, wollen wir selbstverständlich auch Mitspracherechte haben. Das ist eine klare Forderung, die wir auch durchsetzen wollen", sagt Meihsies.

Kritik für die Linie des Präsidiums kommt auch von Birte Schellmann, Ratsfrau der FDP. "Für die Stadt sehe ich in den sinkenden Studentenzahlen ein Problem. Die FDP war ein Gegner des Audimax-Vertrages, jetzt sehen wir uns in der Kritik bestätigt. Die Vereinbarung eröffnet der Stadt überhaupt keine Kontrollmöglichkeit. Wenn man hier nur eine Art Fachhochschule will, dann sollte man das an Stelle des Präsidiums ehrlich und offen sagen. Mir fehlt es an Transparenz und Mitbestimmung in der Uni", sagt Schellmann.

Keinen Grund vom Vertrag abzurücken sieht dagegen die Stadtratsfraktion der CDU. "Wir sind überzeugt vom Konzept der Leuphana", sagt Ratsherr Peter Luths (CDU). "Mittelfristig wünschen wir uns natürlich steigende Studentenzahlen", sagt Luths.

"Seitens der Stadt haben wir immer noch das Ziel, die Zahl von 10 000 Studenten in Lüneburg wieder zu erreichen. Das weiß auch die Universität", sagt Bürgermeister Gerhard Scharf (CDU). "Natürlich sind die Studierenden auch ein Wirtschaftsfaktor. Es ist legitim, darauf hinzuweisen. Langfristig sind wir intensiv daran interessiert, wieder mehr Studenten hier zu begrüßen", sagt Scharf.

Kritik kommt auch von Landrat Manfred Nahrstedt (SPD) aus dem Kreishaus. "Wir sind überrascht und es stimmt uns nachdenklich, dass Herr Spoun die Zahl von 6000 Studenten an der Leuphana nennt." Die aktuellen Entwicklungen sprächen - vor dem Hintergrund des bevorstehenden Doppel-Abitur-Jahrgangs und der im Land geplanten Zugangserleichterung zu den Hochschulen - eher für mehr Studenten. "Eine hohe Absolventenzahl ist für uns schon wegen des zu erwartenden Fachkräftemangels wichtig, der sich aus der demografischen Entwicklung ableiten lässt. Die Studierenden prägen das Stadtbild und sind darüber hinaus, wie aktuelle Untersuchungen zeigen, auch ein nicht zu unterschätzender Kaufkraft- und Wirtschaftsfaktor. Auf jeden Fall werden wir das Gespräch mit dem Universitätspräsidenten Sascha Spoun und Oberbürgermeister Ulrich Mädge in dieser Sache suchen", so Nahrstedt.

Die Universität will das europaweite Ausschreibungsverfahren für das Zentralgebäude in 2010 zu Ende bringen: "Das Bieterverfahren läuft nach Plan und soll im dritten Quartal diesen Jahres abgeschlossen werden. Dann wird es auch den ersten Spatenstich für das Zentralgebäude geben", sagt der Pressesprecher der Leuphana, Henning Zühlstorff.