Für Landarzt Manuel Lüth ist sein Beruf tatsächlich Berufung

Marschacht. Trotz gegenteiliger Berichte gibt es sie noch, die Mediziner, die sich als Hausärzte auf dem Land niederlassen. Einer von ihnen ist Manuel Lüth. Seit Oktober vergangenen Jahres praktiziert der 39-Jährige in der Marschachter Gemeinschaftspraxis um Dr. Eberhard Forkel. Hausarzt wollte Lüth schon immer werden.

Zuvor arbeitete er in der Chirurgie der Eppendorfer Uniklinik, bis die Familienplanung eine familienfreundlichere Entscheidung forderte. Lüth holte den Facharzt zum Internisten nach und verlegte seinen Lebensmittelpunkt in die ländliche Provinz.

Die Arbeitstage des Landdoktors sind lang. Sehr lang. Um 7.30 Uhr beginnt er seinen Dienst in Marschacht. Drei Tage pro Woche arbeitet er bis etwa 20 Uhr, dienstags und donnerstags bis 14 Uhr.

An langen Tagen durchlaufen bis zu 350 Patienten die Praxis. Betreut werden sie von bis zu vier Ärzten und Arzthelferinnen. Zu Hause nehmen den Mediziner und zweifachen Familienvater wiederum Anträge und weiter bürokratische Notwendigkeiten in Beschlag.

Das Handy für besondere Fälle, Sterbebegleitung und andere Ausnahmesituationen, hat Lüth stets griffbereit. Die regelmäßigen Hausbesuche führen ihn vornehmlich zu älteren Patienten nach Hause oder in das örtliche Seniorenheim.

Zur Unterstützung seiner Arbeit, vor allem der Abfrage von Vitaldaten, begrüßt er das Lüneburger Forschungsprojekt. Unverzichtbar blieben aber weiterhin die durch persönlichen Kontakt gesammelten Infos über den Patienten - ob über Körpersprache oder die unmittelbare Umgebung. "Unsere Hausbesuche dienen dazu, da zu sein und zuzuhören." Viele alten Menschen litten unter fehlender Mobilität, seien sozial entwurzelt und benötigten in Einzelfällen einen sie beruhigenden Ansprechpartner. Lüth wird stets erwartet. "Der Empfang durch die Patienten ist immer nett und sicherlich würde eine Tasse Kaffee gereicht, wenn mir die Zeit dazu bliebe."

Die zunehmende Überalterung, die Einsamkeit der Alten sowie die Rundumbetreuung durch Angehörige seien ein sehr komplexes Thema. "Gut klappen Zusammenarbeit und Austausch mit den Pflegediensten", sagt Lüth. Bei Auffälligkeiten würde die Praxis umgehend informiert.

Ausdrücklich lobt der Neue im Team der Marschachter Praxis die fortschrittlich denkende Kommune. "Man macht sich Gedanken um uns Hausärzte und schafft lokale Anreize. Zudem verstehen sich die Kollegen am Ort nicht als Konkurrenten sondern als Ergänzung." Das eigene Selbstverständnis weiß Manuel Lüth packend auszudrücken: "Arzt und Seelsorger".