26-Jähriger muss sich vor Amtsgericht Lüneburg verantworten

Lüneburg. Wüste Szenen haben sich im vergangenen Sommer in der Lüneburger Diskothek "Fun" abgespielt: Eine Massenschlägerei, an der ein Dutzend Gäste beteiligt waren und in deren Verlauf Barhocker, anderes Thekenmobiliar und die Knochen einiger Besucher zu Bruch gingen. Mehrere Männer mussten anschließend medizinisch versorgt werden.

Vor dem Amtsgericht dafür verantworten muss sich Hamit K. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, die Auseinandersetzung verursacht und sich in sechs Fällen der gefährlichen Körperverletzung schuldig gemacht zu haben. "Das stimmt nicht. Im Gegenteil: Ich wurde angegriffen und dabei schwer verletzt", sagt der 26-Jährige Uelzener zu den Vorwürfen. Dabei gestikuliert er aufgeregt. Der Mann hatte bis vor zwei Jahren als Türsteher in der Disco gearbeitet. Häufig seien Soldaten am Wochenende nach Lüneburg gekommen und hätten - zumeist alkoholisiert - Streit gesucht. Das sei auch diesmal so gewesen.

"Wie hat denn diese Auseinandersetzung angefangen?", will der Richter wissen. Ein Diskobesucher, der schon häufiger "Stress gemacht hat", habe ihn beleidigt. Darauf habe Hamit K. nicht reagiert. "Dann hat er mir ein Bierglas in den Rücken geworfen. Ich bin ruhig geblieben und wollte reden, aber dann wurde ich geschlagen", sagt der Angeklagte. Zwei Freunde seien ihm daraufhin zur Seite gesprungen und hätten sich auf den Angreifer gestürzt.

Der Richter ruft David S. in den Saal. Der junge Mann mit dem kahl rasierten Schädel, den der Angeklagte als aggressiven Stammgast geschildert hat, weist alle Anschuldigungen zurück. "Wir haben nur ganz friedlich den Abschied einiger Kameraden gefeiert, da hat mich plötzlich sein Kumpel festgehalten und schon hatte ich seine Faust im Gesicht", sagt der gebürtige Wolfener und zeigt auf den Angeklagten. Provokationen von seiner Seite habe es vorher nicht gegeben.

Kevin M., der zu den Bundeswehrsoldaten gehört, die in die Schlägerei verwickelt waren, bekam im Verlauf der Handgreiflichkeiten einen Barhocker an den Kopf. An den Ausgangspunkt der Auseinandersetzung kann er sich nicht erinnern. "Ich habe nur gesehen, dass sich da welche schlugen. Da bin ich hin, um zu helfen, zu schlichten."

Auch Marcel G. war an diesem Abend im "Fun". "Ich habe an der Bar auf meinen Drink gewartet und da kamen auch schon Flaschen und Gläser von der Tanzfläche geflogen. Einer zog mir dann von hinten eine Flasche über den Schädel. Ich wusste gar nicht was los war", erinnert sich der 23-Jährige.

Aus den Polizeiprotokollen lassen sich keine Schlüsse auf den Auslöser der Prügelei ziehen. Vier der sechs Zeugen erkennen den Angeklagten bei einer polizeilichen Gegenüberstellung zwar wieder, aber keiner sagte aus, dass er an der Schlägerei teilgenommen hat. Die Staatsanwaltschaft beantragt aufgrund der Zeugenaussagen Freispruch für den Angeklagten. Der Richter schließt sich dem an. "Was da passiert ist, ist immer noch in Teilen unklar. Aber nach so einer Beweisaufnahme kann nichts anderes als ein Freispruch herauskommen, auch wenn Restzweifel bleiben."