Sparkasse will erweitern und braucht den Platz. Brietlinger Bürger protestieren

Brietlingen. Die Sparkasse Lüneburg plant, ihre Geschäftsstelle in Brietlingen zu erweitern. Doch was zum Wohle der Kunden im Juli in Angriff genommen wird, könnte sich für Gisela Müller zum persönlichen Desaster entwickeln. Seit 2003 führt die 58-Jährige als Untermieterin in einem Raum der Sparkasse eine Änderungsschneiderei. Den etwa 60 Quadratmeter großen Raum beansprucht das Kreditinstitut nun zur Erweiterung der Geschäftsstelle. Untermieterin Müller wurde rechtzeitig gekündigt; zum 1. Juli muss sie ihren Laden geräumt haben. Viele Bürger protestieren.

Bisher hat die Schneiderin keinen vergleichbaren Geschäftsraum im Ort finden können. Die Angst sitzt ihr im Nacken. "Wenn es keine Lösung gibt, droht mir Hartz IV und auch meine Mitarbeiterin verliert ihren Job." Die Nachricht über das Ende des stark frequentierten Schneiderbetriebs sowie die Erweiterung der Geschäftsstelle im Brietlinger Einkaufszentrum hat zahlreiche Bürger aufgeschreckt. Gerade hat Gisela Müller der Sparkasse eine Unterschriftenliste mit den Namen von 460 Bürgern des Ortes übergeben. Die sprechen sich mit der Liste ausdrücklich für den Erhalt der Änderungsschneiderei und gegen die Erweiterung aus.

Frank Elsner, Sprecher der Sparkasse Lüneburg, ist erstaunt über die Reaktion der Bevölkerung. Aufgrund von Analysen habe man sich für den Ausbau der kleinen Filiale entschieden. "Brietlingen ist eine aufstrebende Gemeinde. Die Kunden wünschen sich ausdrücklich ein festes Beratungsteam mit weitergehenden Beratungen." Mit der Erweitung um 60 Quadratmeter werde dies nunmehr möglich. Ein Beratungszimmer stünde ständig zur Verfügung, so dass umfassendere Gespräche immer stattfinden könnten, auch zum wichtigen Thema Baufinanzierung. Fahrten zur Hauptstelle in Lüneburg oder in die Adendorfer Niederlassung entfielen damit für Kunden.

Doch lässt die Sparkasse ihre Untermieterin nicht im Stich. "Ich hatte Gespräche wegen des Umbaus mit der Verwaltungsgesellschaft", sagt Müller. Danach eröffnet sich für die Frau eine vorübergehende Lösung. Die benachbarte Blumenhändlerin will ihr einen Teil ihres Landens zur Verfügung stellen. "Eine Notlösung", kommentiert die Schneiderin. An den Umbaukosten wolle sich die Sparkasse beteiligen.

Bürgerin Silvia Meyer (45) versteht den Aufstand nicht. Nach ihrer Ansicht sprechen die vielen Unterschriften für sich: "Eine Erweiterung halte ich für völlig unnötig. Die Qualifikation der Mitarbeiter hängt doch nicht von der Größe der Filiale ab."