Der Lüneburger Investor Marc Krautwedel plant ein 40-Millionen-Projekt westlich von Pattensen. Es soll eine Fischfarm gebaut werden.

Lüneburg/Winsen. 60.000 Fische sollen am Tag verarbeitet werden, 5000 Tonnen im Jahr: Forellen, Saiblinge, Zander, später werden Tilapia, Shrimps, Plattfische, Kabeljau und Wolfsbarsch hinzukommen - so die Vision von Marc Krautwedel, Inhaber der Krautwedel Group GmbH aus Lüneburg. Der Unternehmer plant den Bau einer Fischzuchtanlage, ihr Name: waterfruits. Investitionsvolumen: 40 Millionen Euro. Wo sie entstehen soll? Westlich von Pattensen, auf 30 Hektar Land - wenn es nach Marc Krautwedel geht. Auf der Suche nach dem perfekten Standort für sein System der nachhaltigen Fischproduktion hat der Niedersachse bereits im Planungsausschuss der Stadt Winsen vorgesprochen.

Fischzucht-Außenanlagen, Bruthäuser, Verarbeitungshallen, Futterzuchtanlagen, Forschungslaboratorien: Bei der geplanten Anlage handelt es sich um ein bisher deutschlandweit einmaliges Projekt, eine neue Dimension der Massentierhaltung und -Verarbeitung - sauber, nachhaltig und effizient, sagt der Investor. "Für das Verfahren der stressfreien Aufzucht von in Wasser lebenden Tieren halten wir die Patente", sagt Marc Krautwedel. "Dabei werden weder Boden noch Gewässer verunreinigt", so der Aquakultur-Experte.

Die Fische sollen in geschlossenen Beckensystemen mit individuell ausgerichteten Strömungsverhältnissen gehalten werden - eine regelmäßige Zufuhr frischen, sauerstoffreichen Wassers werde dabei garantiert. Hormone und Medikamenten wird es für die Fische nicht geben. Lebendtransporte finden nicht statt. Die Fische werden noch im Becken durch Elektroschocks getötet und in Anlagen vor Ort verarbeitet: als Frischfisch bis hin zum Räucherfilet und TK-Fertiggerichten - verbraucherfertig verpackt. "So können wir ein absolut keimfreies und qualitativ hochwertiges Produkt garantieren."

Doch nicht nur bei der Fischzucht setzt das Unternehmen auf Nachhaltigkeit. Der ganze Energiebedarf soll über Windkraftanlagen gedeckt werden.

Warum die Wahl auf die Region um Winsen herum gefallen ist, erklärt der Unternehmer so: "Ich bin in der Region aufgewachsen, mein Unternehmen ist in Lüneburg ansässig. Ich schätze kurze Wege." Außerdem passe das Thema Fisch zu Norddeutschland. Auch Mecklenburg-Vorpommern und Bayern bieten große landwirtschaftlich genutzte Gebiete, die eine Ansiedlung ermöglichen. "Für den Geestrücken spricht allerdings der sandig, körnige Boden", betont Alfred Schudy, Leiter der Stadtplanungsabteilung und der Baubehörde der Stadt Winsen. Außerdem liege der Grundwasserspiegel hier unter 3,50 Meter, "worüber wir aber keine gesicherten Erkenntnisse haben", so Alfred Schudy. Bei dem bevorzugten Gebiet westlich von Pattensen handle es sich nicht um eine Landschaftsschutzgebiet, wohl aber um ein landwirtschaftliches Gebiet, so Schuby weiter. Ob man die geplante Fischzuchtanlage als landwirtschaftlichen Betrieb bewerten kann, müsse allerdings noch geprüft werden. Natürlich würde die Anlage landwirtschaftlich genutzt, ihre Anmutung mit Produktionshallen, Forschungsgebäuden und Windkraftanlagen sei allerdings industriell und verändert somit auch das Landschaftsbild des Geestrückens. Eine eventuelle Änderung des Flächennutzungsplans sei aus diesem Grund zu prüfen.

Gerade diesen Aspekt stieß bei einigen Fraktionsmitgliedern des Ausschusses auf Kritik. "Wir beobachten in diesem Bereich schon seit langem die Entwicklung weg von familiär geführten landwirtschaftlichen Betrieben hin zu riesigen Gemüse-Plantagen. Wir sollten uns überlegen, ob wir dies wirklich fortführen möchten", gab der Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/ Die Grünen, Erhard Schäfer, zu bedenken.

Doch grundsätzlich stieß das Projekt sowohl bei den Fraktionen als auch bei der Stadtverwaltung auf Interesse. Nicht zuletzt versprach der Investor die Entstehung von 90 bis 100 Arbeitsplätzen. Nach der Sommerpause soll im Planungsausschusses weiter diskutiert werden.