Die Spargelbauern ernten wegen des Wetters zum Teil nur die Hälfte der sonst üblichen Menge

Lüneburg. Was an Pfingsten in den meisten Haushalten auf den Tisch kommt? Spargel - das hat Tradition. Doch dieses Jahr sah das bei vielen Familien anders aus. Die Regale und Auslagen der Supermärkte und Einzelhändler waren jüngst nur dürftig bestückt, was die Kilo-Preise in die Höhe getrieben hat. Das schreckte zahlreiche Kunden ab.

Schuld an der Spargel-Knappheit war das schlechte Wetter in den vergangenen Wochen. Fünf Grad war der Mai im Durchschnitt zu kalt. "Und das feuchtkalte Klima hatte dazu geführt, dass nur die Hälfte der üblichen Spargelmenge geerntet werden konnte", so Dietrich Paul, Vorsitzender der Vereinigung der Spargelbauern in Niedersachsen. Das Edelgemüse braucht Wärme und Licht, um gedeihen zu können.

In der Regel beträgt die Brutto-Ernte für einen Hektar 200 Kilogramm Spargel. In den letzten Wochen seien aber nicht mal 100 Kilo geerntet worden. Miserable Bedingungen, unter denen Spargelbauern in ganz Deutschland leiden. Betroffen davon waren sowohl der weiße, insbesondere aber der grüne Spargel. Einbußen, die kaum noch ausgeglichen werden können.

Hans-Heinrich Biermann, Spargelbauer aus Oerzen im Kreis Lüneburg, sagt: "Der Ertrag liegt rund 40 Prozent niedriger als sonst üblich." Er wünsche sich, dass die Temperatur endlich anzieht. "Dann wird es mit der Ernte auch besser." Ein normaler Mai mit 20 Grad, Sonne und auch mal ein bisschen Regen am Tag sowie nachts nicht kälter als acht Grad wäre jetzt genau das Richtige. Obwohl die schon entstandenen Verluste schon jetzt nicht mehr ausgeglichen werden könnten, so Biermann.

Kundenbestellungen mussten abgesagt werden

"Verfrühung" heißt die Zwei-Folien-Methode, bei der in einem Folientunnel über den Erdwällen durch die Sonneneinstrahlung höhere Temperaturen erzeugt werden sollen. Nur: Wenn die Sonne nicht scheint, ist diese Methode hinfällig. "Vor Christi Himmelfahrt war das Wetter dann so schlecht, dass der Spargel sein Wachstum ganz eingestellt hat, eine Katastrophe", sagt Susanne Fahning, Mitarbeiterin des Bio-Betriebs Cassenshof in Inzmühlen. "Wir mussten sogar schon Bestellungen von Kunden absagen", so Fahning. Ganz so dramatisch sieht es bei Bauer Biermann nicht aus. "Ich habe meine Kunden in den vorigen Wochen gerade noch so bedienen können."

Mit höheren Preisen können die Bauern diese Verluste nicht ausgleichen, auch wenn auf dem Cassenshof mittlerweile zehn Euro pro Kilo verlangt werden. Mehr geht nicht: "Der Kunde akzeptiert nicht jeden Preis."

Auch Achim Peters vom Brookhoff hat die niedrigen Temperaturen vor den Pfingstfeiertagen zu spüren bekommen. "Unser Grünspargel ist komplett erfroren", so der Gemüsebauer. Ein Ernteausfall, der die Familie rund 7000 Euro kostet. Und das in der Haupt-Spargelzeit.

"Nach Pfingsten haben die Kunden in der Regel nicht mehr so große Lust auf Spargel", weiß Peters aus Erfahrung. Trotzdem hofft er nun auf bessere Tage. "Pfingsten war so warm und sonnig, da haben wir endlich wieder richtig ernten können."

Seit den sonnigeren Feiertagen haben auch die polnischen Erntehelfer bei den regionalen Bauern wieder mehr zu tun. "Anfang Mai sind sie morgens um 5.30 Uhr raus aufs Feld gefahren und um 8.30 Uhr wieder zurückgekommen, weil es einfach nichts zu tun gab", erinnert sich Susanne Fahning. Ein Problem, denn viele der ausländischen Arbeitnehmer sind hier, um im Akkord ihr Geld zu verdienen.

Polnische Erntehelfer sind zum Teil abgereist

"Wir haben unseren Erntehelfern deshalb ihren Stundenlohn weiter gezahlt", so Achim Peters. Damit sie nicht abreisen - wie es auf manch anderen Spargelhöfen geschehen ist. "Die haben ein Problem. Schließlich geht es jetzt weiter mit der Ernte", so der Unternehmer. Bernd Oelkers vom Hof Oelkers in Wenzendorf schätzt die Situation weniger dramatisch ein. "Wir konnten auch während des schlechten Wetters immerhin 70 Prozent der üblichen Ertragsmenge einbringen", so der Spargelbauer. Doch er kennt das Problem: "Spargel ist ein Edelgemüse. Jetzt haben wir noch einmal vor Augen geführt bekommen, dass wir von der Natur abhängig sind und nicht einfach immer mehr und mehr produzieren können. Es gibt Grenzen. Und die zu erkennen, ist gar nicht so schlecht", sagt er.