Trotz Finanznot müssen Gemeinden die Betreuungsplätze anbieten. Verein schließt Lücke in der Elbmarsch

Lüneburg. Die Löcher in den kommunalen Haushalten werden immer tiefer. Doch trotz der Krater in den öffentlichen Kassen müssen Kommunen in den kommenden Monaten kräftig in den Ausbau der Kinderbetreuung investieren. Denn ab dem 1. August 2013 haben alle Kinder ab dem ersten Lebensjahr einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz - unter bestimmten Voraussetzungen sogar auch schon jüngere Mädchen und Jungen. Bisher liegt die Versorgungsquote im Landkreis Lüneburg etwa bei 7,8 Prozent. Auch in den Krippen steige die Nachfrage nach Ganztagsplätzen, so der Kreis.

Immer mehr Gemeinden setzen deshalb auf kreative Lösungen, die auch private Initiativen mit einbinden. Wie zum Beispiel die Elbmarsch mit einem Verein für Tagesmütter.

Karl Tödter ist Bürgermeister der Samtgemeinde Scharnebeck und stellvertretender Sprecher der Hauptverwaltungsbeamten im Landkreis Lüneburg. Er sieht die Gemeinden auf dem richtigen Weg: "Es wird verdammt schwierig. Aber die Kommunen werden es schaffen, die Betreuungsangebote weiter auszubauen. Weil es ihnen der Gesetzgeber vorschreibt."

Kommunen müssen neue Wege gehen um Kinderbetreuung sicherzustellen

Ein finanzieller Kraftakt stehe daher bevor, bei dem neue Kredite und das Streichen weiterer freiwilliger Leistungen drohten. "Es werden zwar Zuschüsse von Bund und Land fließen, aber das teure ist der Betrieb der Kindergärten und Krippen. Das ist ein Zuschussbetrieb." Auch weil etwa die finanzielle Beteiligung des Landes Niedersachsen am beitragsfreien dritten Kindergartenjahr vorne und hinten nicht ausreiche. Dennoch werde kein Kind auf der Strecke bleiben. "Die Not wird die Gemeinden zusammenbringen. Sie werden findig sein." Tödter sagt, nicht jeder Ort benötige eine Betreuung für unter drei Jahre alte Kinder. "Die Nachfrage ist höchst unterschiedlich in den Gemeinden."

Das liege auch an der Wahlfreiheit der Eltern, die entscheiden können, wo ihre Kinder eine Krippe besuchen. "Das muss nicht zwangsläufig der Wohnort sein, sondern es darf auch eine Krippe sein, die auf dem Weg zum Arbeitsplatz zu erreichen ist." Deshalb müssten Krippen nach Bedarf und nicht nach dem Gießkannenprinzip gebaut werden. "Die Kommunen müssen es so organisieren, dass ein wirtschaftlicher Betrieb möglich wird." Tödter fordert von den Kommunen kreative Lösungen.

Tagesmutterverein in der Elbmarsch betreut Kinder bis 14 Jahre

Eine solche gibt es bereits in der Samtgemeinde Elbmarsch. Dort besteht seit zwei Jahren der Verein "Kinderbetreuung Elbmarsch". Ihm gehören zwölf Tagesmütter an, die aktuell 45 Kinder im Alter von anderthalb bis 14 Jahren flächendeckend in allen Orten der Samtgemeinde betreuen. Der Verein ist die Dachorganisation für die Tagesmütter in der Samtgemeinde. "Wir empfehlen Tagesmütter in den drei Mitgliedsgemeinden und bieten Wochenendbetreuungen an", sagt Tagesmutter und Vereinsvorsitzende Heidi Vogel aus Stove.

Die 56-Jährige hat wöchentlich von Dienstag bis Freitag elf Mädchen und Jungen in ihrer Obhut - maximal fünf an einem Tag. "Die Betreuungszeiten werden individuell nach den Bedürfnissen der Eltern geregelt. Die meisten von ihnen arbeiten", sagt sie. Längstens blieben ihre Schützlinge zehn Stunden am Tag bei ihr, von sieben bis 17 Uhr. Pro Stunde werden 3,50 Euro je Kind fällig für die Eltern. "Das ist vom Jugendamt des Kreises Harburg so festgelegt." Heidi Vogel nimmt zudem einen Euro zusätzlich je Kind, wenn es zum Mittagessen bleibt.

Die Tagesmütter seien alle an der Volkshochschule des Kreises Harburg ausgebildet worden. "In 120 Stunden haben wir unter anderem den richtigen Umgang mit Kindern, Pädagogik, Kochen, erste Hilfe am Kind und die Gesetzeslage für Tagesmütter gelernt", sagt sie. Künftig dauere die Ausbildung zur qualifizierten Tagesmutter 160 Stunden. "Unsere Tagesmütter sind zum Teil Kindergärtnerinnen. Doch die meisten von uns sind einfach Eltern mit eigenen Kindern."

Der Verein sieht sein Angebot als Ergänzung, nicht als Konkurrenz

Die zweifache Großmutter hat für sich entschieden, nur Kinder zu betreuen in einem Alter von 14 Monaten bis drei Jahre. "Weil es da für Eltern die noch die größten Lücken im Betreuungsangebot gibt." Und so gehört für sie täglich das Windeln wechseln mit zu ihren Aufgaben. "Ich lege viel Wert darauf, dass die Kinder oft an der frischen Luft sind, sich austoben können. Deshalb sind wir bei jedem Wetter täglich zweieinhalb Stunden draußen." Mit dabei ist auch ihr Mann Peter. "Er ist für die Kinder der Naturbursche, der mit ihnen Regenwürmer sammelt und Mäuse fängt."

Reich werde sie nicht mit dem Job. "Das ist mehr ein Hobby, mit dem ich mir ein Taschengeld verdiene." Und dann sei da noch ihr Kindheitstraum gewesen, sagt Heidi Vogel: "Mein Berufswunsch war seit jeher Kindergärtnerin. Aber meine Eltern wollten das nicht. Also musste ich ins Büro und wurde Verwaltungsangestellte."