Häufig wählt der Nachwuchs typisch weibliche oder männliche Berufe. Der Aktionstag soll diese Muster aufbrechen. Acht junge Schreiber wagten den Perspektivwechsel.

Lüneburg. Es gibt nicht viele Erzieher in Lüneburg. Einer davon ist Jasper Nikulka. Er arbeitet in der Kita Stadtmitte am Liebesgrund. Er ist 21 Jahre alt, er ist nett und ein sympathischer Gesprächspartner. Bevor Jasper Erzieher geworden ist, hat er mit 16 Jahren die Christiani-Realschule verlassen und hat einiges ausprobiert:

Zuerst wollte er Zimmermann werden, doch das war nicht das Richtige für ihn. Dann versuchte er es beim Radio Sender ffn. Es machte ihm keinen Spaß, weil er nicht allein im Studio sitzen wollte, sondern lieber mit Menschen zusammen ist. Er entschied sich für ein Praktikum im dem Kindergarten, den er als Kind besucht hatte.

Danach wusste er, was sein Traumberuf sein würde: Erzieher. Die Ausbildung zum Erzieher dauert vier Jahre. Das ist besonders lang. Normal dauert sie in Deutschland drei Jahre oder, wenn man sich anstrengt, auch weniger. In anderen Ländern studieren die Erzieher gemeinsam mit den Grundschullehrern an einer Universität.

In Jaspers Klasse gab es nur drei Jungs von 22 Schülern. In seinem Job gefällt ihm die Nähe zu den Kindern, mit denen man viel unternehmen kann. "Ich will nicht in der Verwaltung arbeiten, sondern mit Menschen. Mit den Kindern ist jeder Tag anders und erlebnisreich", sagt Jasper.

Zusammen mit einer Kollegin betreut er 23 Kinder. Als einziger Mann unter den Erzieherinnen ist er bei den Kindern besonders beliebt. Im Gegensatz zu den Frauen spielt der Mann Fußball, tobt und baut hohe Sandburgen. Die Kinder haben großen Spaß mit ihm. Viele von ihnen fehlt ein Vater. Sie werden allein von ihren Müttern groß gezogen. Hin und wieder sprechen sie den jungen Erzieher mit "Papa" an.

Er wünscht sich einen Kollegen, mit dem er sich austauschen kann. Leider bekommen er und seine Kolleginnen recht wenig Geld, für das, was sie jeden Tag leisten. Die Kinder in der Kita lernen Basteln, Backen und die Natur kennen. Denn am Liebesgrund hoppeln Hasen, turnen Eichhörnchen und ab und zu kreuzt eine schwarze Katze den Weg. Deswegen möchte er mal etwas anderes ausprobieren: zum Beispiel Berufsschullehrer für Sozialpädagogik.

Dann könnte er seine Erfahrungen weitergeben, mehr Geld verdienen und eine Familie ernähren. Jaspers Mutter hat Verständnis für die Berufswahl ihres Sohnes. Für seine Arbeit in diesem anstrengenden Beruf bekommt er viele Komplimente. Aber die Großeltern wollten, dass ihr Enkel etwas Großes und Anspruchsvolles macht, nämlich eine Karriere in einem Männerberuf.