Es geht um 35 000 Verträge und drei Millionen Euro: Die Lüneburger Staatsanwalt hat Anklage beim Landgericht erhoben gegen ein ortsansässiges Unternehmen, das tausende Kunden um jeweils 90 Euro betrogen haben soll.

Lüneburg. Die Anklage lautet auf gemeinschaftlichen, gewerbs- und bandenmäßigen Betrug. Das Geschäftsführer-Ehepaar sowie die Leiterin eines Callcenters in Oranienburg sollen seit Juni 2005 mehrere tausend Kunden als Produkttester gewonnen - und betrogen haben.

Die Taktik laut Staatsanwaltschaft: Die Angeklagten gaukelten den Leuten vor, "mindestens die Chance auf den Erhalt eines hochwertigen Produktes zu haben, das aufgrund seiner Aktualität auf dem Markt zur ,Herstellung einer Markttransparenz' eines Testes bedürfe".

In Wirklichkeit aber sei eine Vielzahl der in Aussicht gestellten Multimedia-Notebooks oder Mobiltelefone nicht an die Kunden geliefert oder von vornherein nicht eingekauft worden.

Für ihre Jahresgebühr von rund 90 Euro haben die Kunden laut Anklage nur "nahezu wertlose Gegenstände" wie etwa Sekundenkleber zum Einkaufspreis von 19 Cent oder Miniohrhörer für 75 Cent testen dürfen.

"Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass es die Angeschuldigten nur auf das Geld der Kunden abgesehen hatten, um sich dadurch eine dauerhafte Einnahmequelle von erheblichem Umfang zu verschaffen", schreibt Staatsanwältin Angelika Klee in einer Mitteilung. In Wahrheit habe es "keinen einzigen Auftrag der Industrie zum Testen bestimmter Produkte" gegeben.

Die Angeschuldigten sollen allein im Zeitraum Januar 2006 bis Dezember 2007 durch etwa 35000 Verträge, die über das Callcenter in Oranienburg abgeschlossen worden sein sollen, Einnahmen von rund drei Millionen Euro erzielt haben.