Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann war Ehrengast und überbrachte die Glückwünsche der Landesregierung.

Lüneburg. Der Landkreis Lüneburg ist ländlich geprägt. Einen Eindruck davon erhielten die Gäste der 125-Jahr-Feier des Kreises auf ihrem Weg in den Festsaal des Kulturforums Gut Wienebüttel. Sie nahmen gratis eine Nase voll deftiger Landluft mit in die Veranstaltung. Denn Landwirte hatten ihre Äcker rund um das Gut zeitgleich reichlich mit Gülle gedünkt.

Doch drinnen im Saal war die Atmosphäre alles andere als ländlich provinziell. Die Tische waren festlich gedeckt, verziert mit weißen Servietten und gelben Kerzen. An ihnen wurden den rund 400 Gästen nach Reden, Festvortrag und Musikprogramm Kartoffelgratin, Prager Schinken im Brotteig, kleine Spieße und Rote Grütze gereicht.

Landrat Manfred Nahrstedt erklärte in seinem Grußwort: "Da wir nicht alle Bürgerinnen und Bürger zu dieser Veranstaltung einladen konnten, haben wir die von ihnen im Landkreis gewählten Repräsentanten eingeladen. Wir haben uns bewusst auf die heutige Veranstaltung beschränkt und auf weitere öffentliche Veranstaltungen verzichtet." Denn der Kreis sei inzwischen zu einer Einheit mit rund 177 000 Menschen gewachsen, so der Landrat weiter.

Im Landkreis Lüneburg sei von Anfang an viel Potenzial vorhanden gewesen, meinte Nahrstedt. "Damit meine ich zum Beispiel die wunderschönen Naturregionen Heide und Elbtal, die sich hier begegnen. Die zahlreichen Gemeinden, Flecken und Dörfer auf dem Land, die den Landkreis Lüneburg zu einem der schönsten Landkreise Deutschlands machen." Dazu zähle aber auch die Salz- und Hansestadt Lüneburg mit ihrer über 1000-jährigen Geschichte.

Als Ehrengast der Veranstaltung war Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann auf das Gut Wienebüttel gekommen. Er überbrachte die Glückwünsche der Landesregierung. Rückblickend, von den Anfängen des Landkreises Lüneburg am 1. April 1885 bis zum Jubiläum in diesem Jahr, habe sich mit dem Aufgabenzuwachs auch die Beziehungen der Einwohner zu ihrem Landkreis verdichtet, so der Minister in seinem Grußwort. "Immer mehr Menschen nehmen seitdem weit häufiger als zuvor den Service der Kreisverwaltung in Anspruch." Dazu würden die Bürgersprechstunde des Landrats in den Gemeinden, Samtgemeinden und der Stadt Bleckede, aber auch Internet und Bürgertelefon gehören: "Die Landkreise sind heute weit mehr als nur die untere Ebene zur Erfüllung staatlicher Aufgaben. Sie sollen die kreisangehörigen Gemeinden mit ihrer Verwaltungskraft unterstützen, sind aber auch Träger eigener Selbstverwaltungsaufgaben."

Schünemann berichtete von den Plänen der Landesregierung, das kommunale Verfassungsrecht neu zu ordnen. "Wir wollen Kommunalpolitik attraktiver machen. So geben besondere Funktionen Gelegenheit zum Erwerb besonderer Verdienste und regen zum Mitmachen an, wenn sie Außenwirkung haben und von der Bevölkerung als solche wahrgenommen werden." Bei der inhaltlichen Modernisierung des Kommunalverfassungsrechts gehe es auch darum, unter Wahrung der bewährten Eingleisigkeit die ehrenamtlichen Mitwirkungsmöglichkeiten in den Kommunen zu stärken, sagte der Minister. "Die Mandatswahrnehmung ist deutlich komplizierter geworden. Leere Kassen, der demografische Wandel, steigende berufliche Belastungen und familiäre Verpflichtungen erschweren es den Kommunen zunehmend, ihre Bürgerinnen und Bürger für dieses ehrenamtliche Engagement zu gewinnen", erklärte der Gast aus Hannover.

Doch nicht nur Reden wurden beim Festakt gehalten. Es gab auch Geschenke für den Jubilar, die Landrat Nahrstedt als Repräsentant für den Landkreis entgegennahm. So hatte sein Amtskollege vom polnischen Partnerkreis Wagrowiec, Landrat Michal Piechocki, gleich zwei Präsente im Gepäck: eine Karte der Stadt Wagrowiec aus napoleonischer Zeit und eine Flagge des polnischen Partnerkreises.

Für den musikalischen Rahmen sorgten junge Menschen aus dem Landkreis. Die ersten drei des Schülermusikwettbewerbs des Kreises rockten und sangen auf der Bühne des Kulturforums: Die Schülerband "Bassta" der Realschule Oedeme, der Schulchor des Bernhard-Riemann-Gymnasiums Scharnebeck und die Band "19th Nervous Breakdown" des Gymnasiums Oedeme heimsten viel Beifall für ihre Darbietungen ein.