Im Februar dieses Jahres hatte der Kinderschutzbund Lüneburg einen Entwurf für ein Kinder- und Jugendparlament vorgelegt (Kijupa). Jetzt hat auch die Politik das Thema für sich entdeckt.

Lüneburg. Bei der Sitzung des Jugendhilfeausschusses der Hansestadt votierten die Mitglieder einstimmig für einen Vorschlag von SPD/CDU und beauftragten die Verwaltung, in Zusammenarbeit mit freien Trägern - insbesondere dem Stadtjugendring - ein Grobkonzept zu entwickeln.

Anders als in dem Entwurf des Kinderschutzbundes, soll es aber zunächst kein zentrales Parlament geben. Die Ausschussvorsitzende Regina Baumgarten (CDU) begründete das so: "Es hat sich gezeigt, dass Jugendliche sich immer dann engagieren, wenn es um ein konkretes Problem in ihrem Stadtteil geht." Deshalb solle das Beteiligungsgremium "von unten wachsen". Zunächst ist ein Modellprojekt für die Stadtteile Kreideberg, Ebensberg/Lüne/Moorfeld und Kaltenmoor angedacht.

Damit lehnt sich das Vorhaben eng an die Idee von Holger Nowak (Bündnis90/Die Grünen): "Wir müssen die Jugendlichen dort abholen, wo sich die für sie wichtigen Themen ihres Lebensumfeldes ergeben."

Als vorbildliches Beispiel führte er die Stadt Nordhorn an. Dort sind Jugendforen den Stadtteilläden angegliedert. Der Erste Stadtrat Peter Koch stellte klar, die Verwaltung sei offen, von anderen zu lernen. "Aber wir müssen die unterschiedlichen Strukturen der Städte berücksichtigen." Auf Anhieb sehe er allerdings keine Geldquellen, das Projekt müsse "mit Bordmitteln" realisiert werden. Grundsätzlich befürworte er ein Jugendgremium. Immerhin durften junge Menschen auch bisher in Lüneburg mitbestimmen. Zum Beispiel bei der Gestaltung von Spielplätzen und Jugendzentren.

Das Engagement der Jugendlichen sei jeweils projektbezogen. Die Herausforderung bestehe unterdessen darin, sie für eine kontinuierliche Arbeit zu begeistern, argumentierte die frisch gewählte stellvertretende Ausschussvorsitzende Cornelia Pahnke (SPD): "Deshalb wollen wir damit starten, sie bei der täglichen praktischen Arbeit in den Stadtteilhäusern einzubeziehen."

Ebenso wie Stadtjugendpfleger Hubertus Heinrich sprach sich Pahnke dafür aus, die Jugendlichen bereits bei der Konzeption "ihres Gremiums" mitbestimmen zu lassen. Stephanie Berggötz, Leiterin des Stadtjugendringes, will sich jetzt gemeinsam mit dem Kinderschutzbund, engagierten Jugendlichen und Unterstützern aus der Verwaltung an eine Bestandsaufnahme machen. Sie sagt: "Es gibt so viele Angebote in der Stadt. Diese müssen wir sinnvoll einbinden." Die Idee des Kijupa ist für Kinderschutzbund-Chefin Monika Montz damit nicht vom Tisch: "Wir behalten unser Konzept in der Schublade. Wer weiß, was kommt."