Mit neuartiger Technologie soll eine Lücke in der Versorgung mit schneller Datenübertragung geschlossen werden.

Rehlingen. Reich an Naturschutzgebieten, groß in der Fläche und dünn besiedelt präsentiert sich die Gemeinde Rehlingen. Die waldreiche Kommune beherbergt elf Einwohner pro Quadratkilometer. Die sind - weil von der Unterversorgung mit Internetzugängen besonders betroffen - von einem mittlerweile bedeutsamen Standortfaktor in Sachen Arbeits- und Lebensqualität abgeschottet. Das wird sich ändern.

Niedersachsen unternimmt Anstrengungen, so genannte weiße Versorgungsflecke wie Rehlingen mit kommunikativer Infrastruktur zu versorgen. Mit 1,2 Millionen Euro unterstützt das Landwirtschaftsministerium ein bundesweit einmaliges Breitband-Pilotprojekt, in dem alternative Lösungen für einen Internetausbau auf Funkbasis geplant sind. Dabei ist klar: Eine landesweite Breitbandversorgung ist kurz- und mittelfristig nur mit einem Technologie-Mix aus kabelgebundenen und Funklösungen zu erreichen. In Rehlingen wird das digitale Antennenfernsehen DVB-T (Digital Video Broadcasting-Terrestrial) getestet.

Der Startschuss ist gefallen, Die ersten Feldversuche in vier niedersächsischen Gemeinden laufen an. Neben Rehlingen sind es die Kommunen Oederquart im Landkreis Stade, Oberndorf (Cuxhaven) und Wietzendorf (Soltau-Fallingbostel). Die Vier haben sich zu einer Kooperation zusammengeschlossen und werden ein Testnetz installieren, das bestehende Technologien (DVBT-T- und WLAN-Sender) neuartig einsetzt.

"Dazu wird das DVB-T-Fernsehsignal zunächst so abgeändert, dass es internetfähig wird", erläuterte Tim Brauckmüller als Vertreter des Ministeriums auf einem Treffen aller Beteiligten im Rathaus der Samtgemeinde Amelinghausen. Anschließend werde es über WLAN-Sender an die Endkunden verteilt.

Das Anbieterkonsortium stellte im Rathaus von Amelinghausen den Projektablauf und Vorschläge für die funktechnische Planung den Vertretern der Gemeinden vor.

"Die erste Funkplanung ist durch", berichtet Axel Urbanski von network 41 aus Oberhausen, einem der am Projekt beteiligten Unternehmen. Mit dabei sind auch Sennheiser aus Niedersachsen, die brown-iposs GmbH aus Bonn und ehcon Berlin. "Alle technischen Komponenten sind bereits im Labor getestet und zugelassen." Ausgelegt ist das Projekt auf neun Monate. Für die in den Gemeinden ansässigen Pilotnutzer ist ein Zugang zum Internet über WLAN vorgesehenen. Die Investitionen auf Seiten der Internetnutzer sind gering. Aktuelle Note- oder Netbooks sind mit geeigneten WLAN Adaptern ausgerüstet.

"Innerhalb der neunmonatigen Projektzeit wird unter anderem getestet, ob bestehende Systeme wie Kabelfernsehen und Funkmikrofone Einfluss auf das neue Internetsystem haben", sagt Ingenieur Urbanski.

Anschließend wird der gesamte Versuch genau nachvollzogen und untersucht. Fällt die Beurteilung positiv aus, soll die Methode auch in anderen Landesteilen angewendet werden. Neben dem Land Niedersachsen wird sich auch das Bundeswirtschaftsministerium mit 600 000 Euro an den Kosten beteiligen.