Kauffrau im Einzelhandel, Verkäuferin oder Friseurin - laut statistischem Bundesamt sind klassische Frauenberufe immer noch erste Wahl für Schulabgängerinnen, wenn es um die Ausbildung geht.

Lüneburg. Traditionell männliche Arbeitsfelder wie der Elektronik- oder der Kraftfahrzeugbereich landen abgeschlagen auf den hinteren Plätzen. Mit der neuen "MINT for you"-Broschüre versuchen nun die Agenturen für Arbeit, das hergebrachte Rollenverständnis aufzubrechen.

Für Susanne Knuth, die Pressesprecherin der Lüneburger Arbeitsagentur, ist das eine Situation, in der unbedingt gehandelt werden muss: "Die momentane Lage ist sehr schade, denn zurzeit schließen junge Frauen die Schulen besser ab denn je. Aber Aktionen wie ,Komm mach MINT' helfen da sicher". Gerade auf diese Weise könne man Mädchen schon früh auf neue Ideen bringen und weg von einem Denken, das bei männerdominierten Berufen Assoziationen von dunklen Kellern und bedrückender Einsamkeit aufkommen lasse.

MINT bedeutet Mathe-Informatik-Naturwissenschaften-Technik und fasst die Bereiche zusammen, in die Schülerinnen in Zukunft vermehrt Einblick erhalten und nach Möglichkeit auch Ausbildungsplätze annehmen sollen.

"Im Moment blockieren noch Vorurteile und mangelnde Motivation die Entscheidungen der Mädchen, da muss erst noch etwas getan werden", sagt Agentursprecherin Knuth, "Dabei wäre das Interesse eigentlich da". Im vergangenen Jahr sei beispielsweise am "Zukunftstag für Mädchen und Jungen" in der Lüneburger Agentur für Arbeit ein Computer auseinandergebaut worden, und die Mädchen seien begeistert bei der Sache gewesen. Frauen und Technik - kein Problem also.

"Mit den Broschüren versuchen wir, die Schnittstelle zwischen Schulen und Arbeitsamt zu bedienen", erzählt Christina Haaf vom "Nationalen Pakt für Frauen in MINT-Berufen". "Wir versuchen so gut wie möglich, unsere Aktivitäten mit den Agenturen für Arbeit abzustimmen und so unsere Leistungen zu bündeln." Gerade Zeitschriften wie die "MINT for you" seien eine gute Möglichkeit, um den Schülerinnen einen neuen Zugang zu unüblichen Berufsfeldern zu bieten.

In der Zeitschrift selbst werden daher viele unterschiedliche junge Frauen vorgestellt, die in MINT-Arbeitsbereichen tätig sind, wie zum Beispiel Vanessa, die Vermessungstechnikerin beim Amt für Bodenmanagement Heppenheim lernt, oder Anja, die bei Siemens eine Doppelqualifikation als Elektronikerin für Geräte und Systeme sowie ihre Fachhochschulreife erwirbt.

Überzeugt von den Broschüren ist auch Andreas Krischat, Sprecher des Niedersächsischen Kultusministeriums in Hannover. Gerade informative Broschüren böten eine gute Grundlage für Mädchen und Jungen, nach der Schule eine für sie passende Berufswahl zu treffen.