In der Industrie fehlt qualifizierter Nachwuchs. Deshalb wollen Pädagogen Schüler früh für Technik begeistern.

Lüneburg. In ihrem jüngst eingeweihten Roboterlabor tüfteln und programmieren die Zehntklässler Rebekka Weixer (16) und Amel Muratovic (16) an ihrem NXT5, einem Lego-Roboter des Fabrikats Mintstorm. "Wir haben ihn mit verschiedenen Sensoren ausgestattet", erklärt Amel und führt den für Geräusche verantwortlichen Sensor vor: Der Schüler klatscht zwei Mal in die Hände - und der Roboter läuft im Kreis.

Anwendungsorientierter Informatikunterricht steht ab sofort auf dem Stundenplan am Gymnasium Johanneum. Dass die Schüler die Ergebnisse ihrer Arbeit an einem Roboter direkt erleben können, haben sie ihrem Lehrer Thomas Wetzel zu verdanken. Der Fachobmann für Informatik hat die Mittel für die Grundausstattung des Roboterlabors mit 15 Mintstorm-Bausätzen inklusive Programmiersoftware bei der Stiftung NiedersachsenMetall beantragt: Insgesamt 4000 Euro sprangen für das Johanneum dabei heraus. Oxana Klein, Projektkoordinatorin Roboterlabor der Stiftung für die Region Lüneburg, Lüchow, Uelzen sagt: "Hintergrund für unser Engagement ist die Förderung des naturwissenschaftlich und technisch interessierten Nachwuchses."

Denn ins Leben gerufen haben die Stiftung Unternehmen aus der Metall- und Elektroindustrie. "Und die haben natürlich Interesse an qualifiziertem Nachwuchs", ergänzt Kollegin Elke Peters. Um Jugendliche zu begeistern, setze die Stiftung auf "erlebbare Inhalte" wie die Programmierung der Roboter. Thomas Wetzel sagt: "Im regulären Lehrplan kommt so etwas gar nicht vor." Berechnungen hätten ergeben, dass es in 50 Jahren ohnehin nur noch etwa 150 Informatiklehrer in ganz Niedersachsen geben wird. "Wer soll den Unterricht übernehmen, wenn Informatik zum Pflichtfach wird?", fragt Wetzel. Doch der Pädagoge weiß auch: "Wenn wir keinen Informatikunterricht anbieten, wird auch der Nachwuchs kein Interesse an dem Fach entwickeln."

Eine Abwärtsspirale also, der das Johanneum mit den Robotern entgegen wirken will. Doch nicht nur hier nehmen die Lehrer das Problem ernst. Auch am Gymnasium Bleckede gibt es ein von der Stiftung NiedersachsenMetall unterstütztes Roboterlabor. Niedersachsenweit gibt es elf solcher Einrichtungen.

Elke Peters erklärt: "Wir wollen die Schulen in einem Netzwerk Roboterlabore zusammenbringen." Lehrer und Schüler sollen sich untereinander austauschen können, Fortbildungen und ein Wettbewerb sind geplant. Außerdem stehen Exkursionen in Unternehmen und hautnahe Erfahrungen mit großen Industrierobotern auf dem Programm. Denn das sei für die Jugendlichen immer besonders beeindruckend, sagt Elke Peters. Einen bleibenden Eindruck hat die Programmiertechnik bei Rebekka Weixel bereits hinterlassen: "Ich habe mich für den Leistungskurs Informatik angemeldet", sagt die Schülerin.