Das Gasthaus “Zum Anker“ versprüht den Charme eine Bilderbuch-Dorfkneipe. Der Weg in den Festsaal führt vorbei an Schränken Marke Eiche rustikal. Ein Hirschgeweih verziert die Wand, ergänzt wird das Deko-Potpourri durch Trockenblumen und Plüschtiere.

Bardowick. Der wirklich passende Ort für ein Traditionsfest wie den Wurzelball. Seit beinahe 50 Jahren wird hier jedes Jahr die Wurzelkönigin gewählt. "Sie hat die Aufgabe, den Ort auf Veranstaltungen in der Region und auf dem Erntedankfest in Bardowick zu repräsentieren", sagt Organisator Hermann Bardowicks vom Gemüsebauverein Bardowick.

Im vergangenen Jahr hat die Bardowickerin Michaela Breide dieses Hochamt übernommen. Als Hofdamen unterstützen sie dabei Angelika Bohnhof und Kathrin Burmester. Doch in diesem Jahr ließen die Bewerbungen um den Platz auf dem Wurzelthron auf sich warten. Grund genug für Breide und Burmester zu sagen: "Wir machen ein Jahr weiter." Neue Wurzelkönigin ist nun Kathrin Burmester. Angelika Bohnhof ist indes nicht mehr mit im Team, das Gefolge der Wurzelkönigin schrumpft daher auf nur noch eine Hofdame: Michaela Breide. Denn weitere Kandidaturen gingen laut Hermann Bardowicks bis zuletzt nicht mehr ein.

Kathrin Burmester trägt die Krone aber nicht aus reinem Pflichtgefühl: "Es macht einfach sehr viel Spaß. Wir reisen viel, bekommen so spannende Einblicke und treffen interessante Menschen." Zu Gast war das Duo beispielsweise beim Staatssekretär des niedersächsischen Kultusministeriums, Bernd Althusmann. In diesem Jahr steht eine Einladung für einen Besuch der Dreharbeiten bei der NDR-Sendung Sesamstraße ins Haus.

An sich eine spannende Sache. Trotzdem ist das Amt als Ortsrepräsentantin bei der Nachwuchsgeneration eher unbeliebt. Nicht selten komme es vor, dass sie von Klassenkameradinnen eher Spott als Bewunderung ernte, sagt Burmester: "Ich denke aber, dass viele gar nicht wissen, was sich hinter dem Amt verbirgt." Oder sie verbringen ihre Freizeit lieber in der Disco als auf Volksfesten, vermutet Hermann Bardowicks.

Hinzu kommt: "Bis vor fünf Jahren gab es im Ort noch eine Landjugend, die reichlich Anwärterinnen für den Wurzelthron bereit hielt." Doch die Landjugend wurde mangels Interesse aufgelöst. Vielen Zugezogenen fehle es offenbar an Verbundenheit mit dem Ort, glaubt Bardowicks eine weitere Ursache für das schwindende Interesse an der Tradition zu erkennen. Die Situation stimmt ihn nachdenklich. Denn eines steht für den Landwirt fest: "Die Wurzelkönigin ist ein Stück Bardowicker Kultur. Wenn diese wegfällt wäre das sehr schade."