Für einen symbolischen Euro pro Jahr soll der Vertrag 50 Jahre gelten. Doch der Unterhalt des Strangs ist teuer.

Lüneburg. Der Pachtvertrag ist auf dem Weg und zum 1. Mai wird die Arbeitsgemeinschaft Verkehrsfreunde Lüneburg e.V. (AVL) erstmals in seiner Geschichte Gesellschafter einer Bahnstrecke sein, und zwar zwischen Lüneburg und Bleckede. Denn die Eigentümerin, die Osthannoversche Eisenbahn AG (OHE), hat ihren Betrieb auf der Strecke längst eingestellt. Sie wollte sich von dem Schienenstrang zwischen Lüneburg und Bleckede trennen und schrieb im September vergangenen Jahres die Strecke zur Übernahme durch andere Eisenbahnen aus.

"Das ist rechtlich so vorgeschrieben", erklärt OHE-Bautechniker Rainer Garbers. "Bevor wir eine Strecke stilllegen dürfen, müssen wir prüfen, ob nicht ein anderes Bahnunternehmen die Strecke nutzen will."

Der Lüneburger Verein, der sich mit Fahrten im historischen Heideexpress einen Namen gemacht hat, bekundete als Einziger Interesse an dem Schienenstrang. "Der Pachtvertrag für die Strecke ist auf 50 Jahre angelegt", so AVL-Vorsitzender Leo Demuth. Die OHE wird die Gleisstrecke dem Verein für einen symbolischen Euro pro Jahr verpachten.

Der Vorsitzende sieht eine große touristische Bedeutung für die Region: "Wir planen in diesem Jahr sechs Fahrten an Sonntagen, eine Mondscheinfahrt und eine Fahrt zu Halloween. Die Ausflügler können ihre Fahrräder mitnehmen, in Bleckede aussteigen und per Pedes die Elbtalauen erkunden." Neu im Programm des AVL sind auch "Hochzeitsfahrten". "Zwischen Lüneburg und Bleckede gibt es viele malerische Kirchen und Trauorte. Wir bieten der Hochzeitsgesellschaft die Fahrt dorthin in unseren Zügen an", so Demuth. Geplant sei auch eine enge Zusammenarbeit mit den Marketing-Abteilungen der an der Strecke legenden Gemeinden. Derzeit werde an einem Konzept gearbeitet. Eine Beschilderung an den Haltepunkten in Erbstorf und Scharnebeck sei schon da. Auch solle an jedem Bahnsteig der Strecke eine Bank installiert werden.

"Heideexpress" wird der Zug, der künftig zwischen Lüneburg und Bleckede pendeln wird, allerdings nicht heißen können. "Irgendwas mit Elbe im Namen, könnte ich mir vorstellen", so der AVL-Vorsitzende. Dazu werde der Verein in nächster Zeit aber noch einen Wettbewerb zur Namensfindung ausschreiben.

Der AVL selbst darf seine neue Strecke laut Eisenbahngesetz allerdings nicht betreiben. "Dafür brauchen wir einen Unternehmer. Deshalb stecken wir gerade in der Gründung einer gGmbH, deren Gesellschafter dann der AVL sein wird", so Demuth. Auch die Garantie für die Sicherheit der Strecke muss in anderen Händen liegen. "Die soll künftig die Deutsche Museumsbahn Darmstadt als Eisenbahninfrastruktur-Unternehmen gewährleisten. Sie wickelt in unserem Auftrag die Betriebsführung ab."

Für die Instandhaltung der Strecke muss allerdings die gGmbH sorgen. Für kleinere Reparaturen, wie den Austausch einzelner Schwellen, rechnet Demuth mit rund 17 000 Euro im Jahr. Geld, dass er sich von den Anliegerkommunen holen will. Ein weitaus größerer Betrag wird allerdings noch in diesem Sommer für die Sanierung des maroden Schienenstrangs am Ortseingang zu Bleckede fällig: 80 000 bis 90 000 Euro, so die Schätzung. Woher der Verein beziehungsweise die gGmbH das Geld nehmen will, kann Leo Demuth indes noch nicht sagen.