In der alternden Gesellschaft werden neue Notrufsysteme gesucht, die Alleinstehenden Sicherheit geben. Bewährt haben sich dabei Handsender.

Lüneburg. Nur wenige Familien können ihre Eltern bei sich aufnehmen; die wenigsten Rentner wollen ins Seniorenheim. Zuhause alt werden und ein selbstständiges Leben führen - das wünschen sich viele. Bei den ersten körperlichen Beschwerden stellt sich allerdings besonders bei Alleinstehenden die Frage, ob sie auf Dauer alleine leben können. Schnell kann es zu Stürzen oder Unfällen kommen, die von Angehörigen und Nachbarn nicht immer sofort bemerkt werden.

Ein Hausnotruf mit Alarmknopf am Handgelenk oder um den Hals gehängt, gilt zurzeit noch als eine der besten Lösungen, um Hilfe zu holen. "Mit dem Handsender lässt sich von jeder Stelle in der Wohnung Alarm auslösen", beschreibt Christian Vollmer vom Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) Lüneburg das bewährte System. So kann rasche Hilfe bei medizinischen Notfällen wie Schlaganfall oder Herzinfarkt geholt werden.

Wird von einem der landkreisweit 229 ASB-Kunden der Alarmknopf gedrückt, dann läuft in der Notfallzentrale in Braunschweig eine Meldung auf. Sie beinhaltet wesentliche Information über den Träger wie Anschrift, Krankheiten, Hausarzt, Medikamente und Kontaktpersonen. Die Zentrale nimmt umgehend über das Notrufgerät Kontakt mit der Person auf und alarmiert entweder die Kontaktpersonen oder den Rettungsdienst.

"80 Prozent der Notrufe werden ausgelöst, weil die Nutzer gestürzt sind und aus eigener Kraft nicht mehr aufstehen können", sagt Christian Vollmer. Der piepende Alarmknopf und die lautstarke Nachfrage seitens der Zentrale bietet ebenfalls Sicherheit, wenn ungebetene Besucher versuchen, in die Wohnung zu gelangen. Obwohl der Hausnotruf durchaus attraktiv für alle Altersklassen ist, liegt der Schwerpunkt der Nutzer mit 62 Prozent bei den 80- bis 89-Jährigen (141 von 229 Nutzern). Es folgt mit einem Anteil von 18 Prozent die Gruppe der 70- bis 79-Jährigen (41).

Es gebe viel, woran geforscht und gearbeitet werde, berichtet Vollmer als stellvertretender Leiter der Sozialen Dienste beim ASB: Beispielsweise Falldetektoren. Groß wie eine Zigarettenschachtel hängen sie aufrecht in Hüftposition und schlagen Alarm, sobald sie in die Waagerechte rutschen. Die Zahl der Fehlalarme ist erheblich. Das Gerät reagiert auch, wenn der Träger sich auf dem Sofa ausstreckt. "In unserer Notrufzentrale ist keines von 1000 angeschlossenen Geräten ein Falldetektor."

Wesentlich sinnvoller sei die Anschaffung eines Rauchmelders, der über Funk mit dem Hausnotruf verbunden ist. "Qualmt der Backofen und Oma döst im Sessel, dann piept der Melder nicht nur laut, sondern gibt sofort das Signal zu uns weiter", erklärt Vollmer. "Meldet sich niemand, rufen wir die Feuerwehr."

Im Bereich der Sicherung eines selbstbestimmten Lebens in einer alternden Gesellschaft, hat sich ein eigener Forschungszweig entwickelt. Zu den einfachen Lösungen gehört die Nutzung mobiler Endgeräte wie Handys. Damit kann in Zukunft von jedem beliebigen Platz im Haus ein Besucher an der Haustür gesehen und die Tür geöffnet werden.

Sensoren eines komplexen Steuerungssystems werden künftig erkennen können, dass die Badewanne voll läuft. Automatisch stellen sie das Wasser ab. Irgendwann werde auch die Toilettenspülung über die Häufigkeit des Toilettengangs Auskunft geben. Und die Medikamentenbox zeichnet die richtige Einnahme der Pillen auf.