Das Abendblatt zeigt, welche Koalitionen es in den Räten in Stadt und Landkreis Lüneburg gibt und welche künftig denkbar sind.

Lüneburg. Noch in weiter Ferne liegt die Kommunalwahl 2011 in Niedersachsen. Doch die Parteien und freien Wählergruppen kommen so langsam aus ihren Startlöchern, um Kandidaten für die Wahllisten zu finden.

Die Hürden sind hoch, um ausreichend Personal zu rekrutieren. Nicht nur, dass es immer schwieriger wird, Menschen für die ehrenamtliche Kommunalpolitik zu begeistern. Die beiden großen Parteien CDU und SPD zittern zudem vor den Wählergemeinschaften, die ihnen nicht nur bei den Wählern, sondern auch bei der Kandidatensuche das Leben schwer machen könnten. Fakt ist: Wählergemeinschaften verbuchen seit Jahren Zuwächse, werden als Alternative zu den etablierten für Bürger zunehmend attraktiver.

Eine andere Herausforderung für die Parteien sind die Direktwahlen zu hauptamtlichen Bürgermeistern. Diese stehen an in der Einheitsgemeinde Adendorf sowie den Samtgemeinden Amelinghausen, Bardowick und Scharnebeck. Die Parteien müssen geeignete Fachleute für die Posten der Hauptverwaltungsbeamten erst einmal finden. In Adendorf, Bardowick und Scharnebeck werden die bisherigen Amtsinhaber nicht mehr antreten

Und dann ist da noch die enorme Zahl an Mandaten in den Räten, die in Stadt und Landkreis zu besetzen sind. Schon jetzt stoßen selbst CDU und SPD an ihre Grenzen - von den kleinen Parteien ganz zu schweigen. Zwei Beispiele aus der aktuellen Wahlperiode, die das Dilemma verdeutlichen sollen: Die SPD in der Gemeinde Vögelsen kann nicht mehr alle Sitze im Rat besetzen, die ihr zustehen. Ihr sind die Nachrücker für Ratsmitglieder ausgegangen, die das Gremium verlassen hatten. So bleibt nun ein Sitz unbesetzt. Glück für die Vögelser SPD: Sie hat eine deutliche Mehrheit, sodass ihr Sitzverlust nichts an den Mehrheitsverhältnissen ändert. Eng war es auch in Handorf nach der Wahl zum Gemeinderat im September 2006. Die CDU legte mit 69,7 Prozent ein dermaßen gutes Ergebnis hin, dass sie neun der 13 Sitze im Gemeinderat errang. Allerdings konnten die Christdemokraten die errungenen Mandate nur knapp besetzen. Die folgende Übersicht stellt die politische Landschaft im Landkreis Lüneburg und den Nachbarkommunen im Kreis Harburg dar, rückt Wählergruppen und lokale Eigenheiten in den Fokus. Der Überblick wird morgen und in den folgenden Tagen fortgesetzt.

Einheitsgemeinde Adendorf

Die 10 200 Einwohner zählende Gemeinde Adendorf ist eine der wenigen, in der bisher keine freien Wählergemeinschaften die politischen Geschicke mitbestimmen. Den Bürgermeister stellt die SPD: Jochim Pritzlaff führt den 24-köpfigen Gemeinderat. Im Einzelnen verteilen sich die Mandate wie folgt: SPD: 13, CDU: 7, Grüne: 3. Das einzige Mandat der Linken ist nicht besetzt. Dazu erklärt Martin Nass, Geschäftsführer von Die Linke, Kreisverband Lüneburg: "Unsere Kandidatin konnte aus persönlichen Gründen das Mandat nicht wahrnehmen. Einen weiteren Bewerber haben wir aber nicht."

Dass in der Gemeinde Adendorf bei der Kommunalwahl 2011 ein Führungswechsel ins Haus steht, ist bereits heute sicher. Denn Bürgermeister Joachim Pritzlaff (SPD) erklärt: "Ich werde aus persönlichen Gründen nicht erneut antreten." Die Bewerbung eines möglichen Nachfolgers ist im Rathaus bereits eingegangen, bestätigt der amtierende Gemeindechef. Ein Parteigenosse, der stellvertretende Bürgermeister und Ratsvorsitzende Rainer Dittmers, zögerte nach bekannt werden von Pritzlaffs Entscheidung nicht lange, seinen Hut in den Ring zu werfen. Die Rückendeckung des Parteivorstandes ist ihm offenbar aber noch nicht sicher. Denn der SPD-Vorsitzende, Rolf-Werner Wagner, sagt: "Noch bis zum 15. Mai können sich Interessenten bei uns bewerben. Einen Kandidaten wollen wir nicht vor den Sommerferien festlegen."

Ähnlich sieht es bei der Konkurrenz aus: CDU und Grüne sind noch im Findungsprozess, ob bei ein Mitglied der Linken für das Amt des Bürgermeisters kandidieren soll, wurde innerparteilich noch nicht diskutiert.

Wenn es um die politischen Knackpunktthemen geht, beziehen die Parteienvertreter deutlicher Position. Bärbel Sasse, der Fraktionsvorsitzenden der Grünen, ist ebenso wie den Linken die Bebauung der letzten Jahre ein Dorn im Auge: "Wir gehen mit unserer Grundfläche zu verschwenderisch um." Die CDU plant indes die Ausweisung eines weiteren Gewerbegebietes.

Samtgemeinde Bardowick

Die Samtgemeinde mit ihren sieben Mitgliedsgemeinden ist nach der Stadt Lüneburg die größte Kommune im Landkreis. Sie zählt mehr als 16 000 Einwohner. Samtgemeindebürgermeister ist Günter Dubber (parteilos für die CDU). Stärkste Partei im 26 Mitglieder zählenden Samtgemeinderat ist die CDU.

Die Besetzung im Einzelnen: CDU: 11 Sitze, SPD: 9, Grüne: 3, FDP: 2, Linke: 1. Die Sitze in den Gemeinderäten: Bardowick: CDU: 8, SPD: 7, WfB (Wir für Bardowick): 3, FDP: 1.Barum: CDU: 4, SPD: 3, UWG: 2, Grüne: 1, Einzelbewerber: 1. Handorf: CDU: 9, SPD: 2, Grüne: 1, Linke: 1. Mechtersen: CDU: 5, SPD: 2, FLM (Freie Liste Mechtersen): 2. Radbruch: SPD: 5, CDU: 4, Grüne: 1, Einzelbewerber: 1. Vögelsen: SPD: 7 (gewählt 8), CDU: 4, FDP: 1.Wittorf: CDU: 6, SPD: 4, Grüne: 1.

Besonderheiten sind, dass sich die Wählergemeinschaft WfB in Bardowick zur vergangenen Kommunalwahl gebildet hatte, weil Anwohner mit dem Bau des Buswendeplatzes am Schulzentrum nicht einverstanden waren. Die Freie Liste Mechtersen ist entstanden aus SPD-Mitgliedern, die nicht mehr mit der SPD-Fraktion zusammenarbeiten wollten. Die FLM wurde erstmals 2006 in den Rat gewählt. Bis zur Wahl 2006 gehörten Unabhängige Wähler dem Rat in Radbruch viele Jahre an und stellten sogar den Bürgermeister.

Kurios ist auch, dass die ehemalige Radbrucher CDU-Bürgermeisterin nach Streit mit der eigenen Fraktion nun als Einzelbewerberin im Rat sitzt.

Samtgemeinde Gellersen

Die Samtgemeinde bildet den Übergang vom Lüneburger Speckgürtel in Reppenstedt zur Lüneburger Heide in Westergellersen. Sie hat rund 12 000 Einwohner und wird aus vier Mitgliedsgemeinden gebildet. Samtgemeindebürgermeister ist Josef Röttgers (parteilos für die CDU). Der Samtgemeinderat besteht aus 29 Mitgliedern mit folgender Mandatsverteilung: CDU: 12 Sitze, SPD: 8, Grüne: 5, FDP: 2, WGG (Wählergemeinschaft Gellersen): 1, Parteilos: 1. Die Sitze in den Gemeinderäten: Kirchgellersen: CDU: 6, SPD: 3, WGG: 2, Grüne: 2. Reppenstedt: CDU: 8, SPD: 5, Grüne: 3, FDP: 2, Parteilos: 1. Südergellersen: CDU: 6, SPD: 2, Grüne: 2, FDP: 1. Westergellersen: CDU: 6, SPD: 3, WGG: 1, FDP: 1.

Die WGG ist seit Jahrzehnten in den Räten in Kirchgellersen, Westergellersen und der Samtgemeinde vertreten.

Samtgemeinde Scharnebeck

Die Verwaltungseinheit der Samtgemeinde besteht aus acht Mitgliedsgemeinden mit zusammen zirka 15 000 Einwohnern. Samtgemeindebürgermeister ist Karl Tödter (parteilos für die SPD). Der 31 Mitglieder zählende Samtgemeinderat verteilt sich wie folgt: CDU: 15, SPD: 9, Grüne: 3, FDP: 2 und GUBS (Gemeinschaft Unabhängiger Bürger Samtgemeinde Scharnebeck): 1. Die Sitze in den Gemeinderäten: Scharnebeck: CDU: 7, SPD: 5, FDP: 1, Grüne: 1. Brietlingen: SPD: 8, CDU: 6, Grüne: 1. Hohnstorf/Elbe: CDU: 8, SPD: 4. Artlenburg: CDU: 6, SPD: 5. Rullstorf: CDU: 5, SPD: 3, BRB ( Bürgergemeinschaft Rullstorf/Boltersen): 1, Grüne: 1. Echem: EULE (Erste Unabhängige Liste Echem): 5, CDU: 4, SPD: 2. Lüdersburg: CDU: 4, SPD: 2, IGEL (Initiative für Lüdersburg): 2. Hittbergen: CDU: 4, SPD: 4, FWH (Freie Wählergemeinschaft Hittbergen): 4.

Die Erste Unabhängige Liste Echem (EULE) gründete sich in Echem 2001. Es ist eine der Bürgerinitiative ähnliche Organisation, der sich junge Politiker jeglicher Couleur anschlossen haben. Die EULE stellte mit Jens Böther ihren ersten Bürgermeister.

Ebenfalls 2001 kandidierten Mitglieder der Initiative für Lüdersburg (IGEL) erfolgreich für den Gemeinderat Lüdersburg. Die Initiative gründete sich aus der ablehnenden Haltung gegenüber der CDU-Politik im Gemeinderat. IGEL kämpft seither erfolgreich gegen den zunehmenden Verkauf von Bauland und die geplanten Errichtung von Windkrafträdern.