Ob Einkauf oder ein Restaurantbesuch - auf Zwillinge und Drillinge sind wenige Unternehmen richtig eingestellt.

Lüneburg. Fläschchen, Fäustlinge und warme Wintermützen müssen gleich mehrfach gekauft werden, Autofahrten, Restaurantbesuche und der alltägliche Einkauf werden zu Logistikprojekten, und beim Kindergeburtstag ist die Hütte garantiert voll, weil jedes Kind seine eigenen Freunde einlädt. Eltern sein ist bekanntlich schwer, doch Mütter und Väter von Mehrlingen brauchen besonders viel Organisationstalent und haben das doppelte oder dreifache Pensum zu leisten. Dafür kommt nie Langeweile auf, und die Kinder lernen ganz automatisch, viel miteinander zu reden und sich sozial zu verhalten.

Wenn Nicki Wruck mit den Kindern Freya, Oscar und Hugo unterwegs ist, dann bleibt auf dem Gehweg nicht mehr viel Platz für andere Fußgänger. 1,08 Meter breit und mit batteriebetriebenen Positionslampen links und rechts versehen ist der dreisitzige Kinderwagen, den der 36-jährige Vater durch Lüneburg schiebt.

Besonders schwierig ist die Situation im Winter: Häufig wird gerade mal ein schmaler Pfad vom Schnee befreit, das reicht dann nicht für den Wagen mit den zwei Jahre alten Zwillingen Oscar und Freya und dem ein Jahr älteren Bruder Hugo darin. Christine Wruck (43) findet das ärgerlich: "Wir sind seit Dezember zu Hause kaserniert." Gelegentliche Restaurantbesuche werden zum logistischen Abenteuer.

Auch wenn der Schnee weg ist, bleibt die Mobilität der Familie beschränkt. Der Kinderwagen passt "bei 90 Prozent der Geschäfte nicht durch die Tür, und Fahrstühle kann man komplett vergessen", weiß Nicki Wruck. Immerhin ist das Gefährt mit Gummireifen ausgestattet und damit auch für das Lüneburger Altstadtpflaster geeignet.

Hier gebe es bei vielen Kinderwagen große Probleme, berichtet Birgit Leeck (42). Die kleinen Räder vieler Karren seien dem holprigen Pflaster nicht lange gewachsen. Die Lüneburgerin pflegt den Erfahrungsaustausch mit anderen Mehrlingseltern und hat aus ihren eigenen Erlebnissen eine Berufsidee entwickelt. In ihrem Spezialgeschäft "Baby Mobil" in Hamburg verkauft sie seit acht Jahren Kinderwagen auch als Drei-, Vier- und Fünfsitzer.

Ihre eigenen Kinder sind längst nicht mehr auf Wagen oder Karre angewiesen. Jule, Henning und Jan-Marten sind zehn Jahre alt, trotzdem bleibt viel Arbeit für die berufstätige Mutter. Bis die drei Kinder geduscht, angezogen und ausgehfertig sind, "dauert die ganze Logistik fast zwei Stunden". Außerdem "muss alles dreimal gekauft werden, kein Kind kann etwas vom anderen erben". Dafür sei es zuhause "lustig und nie langweilig". Die Kinder haben immer jemanden zum Spielen, die Kommunikationsfähigkeit und das soziale Verhalten werden gestärkt.

All diese Erfahrungen haben Henrike Wilckens (29) und Ehemann Volker aus Ashausen noch vor sich. Henrike ist "im Endspurt" - Anfang März sollen die beiden Töchter geboren werden. Die werdenden Eltern haben schon die ganze "Ausrüstung" angeschafft - doppelt, selbstverständlich. Und auch das Schieben der zweisitzigen Karre durch Lüneburg üben die beiden bereits.

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