Der Pflanzenwuchs im Deichvorland der Elbe zwischen dem Hohnstorfer Ortsteil Sassendorf und Barförde wird ausgedünnt, damit künftiges Hochwasser besser abfließen kann, sich nicht staut und die Deiche in Gefahr bringt.

Barförde. Ausgeführt werden die Arbeiten auf den Flächen des Bundes, direkt am Ufer der Elbe, durch Mitglieder des Vereins zum Schutz der Kulturlandschaft und des Eigentums im Elbtal. An Ort und Stelle wird das Holz geschreddert und abgefahren, danach in Biogasanlagen verfeuert oder für die Spanplattenproduktion verwendet.

Der Vereinsvorsitzende Hans-Wilhelm Stabe: "Die Landkreise Lüchow-Dannenberg und Lüneburg haben die Eigentümer von Flächen im Deichvorland, auf denen Weidenbusch zurück geschnitten werden muss, angeschrieben, die Arbeiten bis Ende Februar zu erledigen. Unser Verein hilft bei Organisation und Koordinierung der Arbeiten. Er stellt auch die Verbindung zu Firmen her, die den Rückschnitt in zumeist kostenfrei vornehmen."

Stabe sagt, sein Verein habe seit zwölf Jahren mit Nachdruck die Entbuschung des Deichvorlandes gefordert. Zudem führe er seit fünf Jahren Gespräche mit allen Beteiligten und habe schon 2006 zwei Rückschnitt-Pilotprojekte in Privelack in der Gemeinde Amt Neuhaus und linkselbisch in Radegast durchgeführt. "Dabei haben wir praktische Erfahrungen sammeln und diese durch Aneignung theoretischer Grundlagen unter anderem an der Technischen Universität Braunschweig ergänzen können."

Der Rückschnitt der Verbuschung war in der Vergangenheit umstritten, nachdem Bäume und Buschwerk bei der Jahrhundertflut 2002 als eine Ursache für hoch auflaufendes Wasser ausgemacht worden war. Selbst die Europäische Union prüfte nach einer Beschwerde der Deutschen Umwelthilfe 2006, ob die Entbuschung in dem sensiblen Gebiet des Biosphärenreservats Niedersächsische Elbtalaue überhaupt aus Sicht des Naturschutzes verträglich ist. Naturschützer befürchten ein Kahlschlag in den ufernahen Auenwäldern, während die Befürworter des Rückschnitts in der ungehemmten Verbuschung die Ursache für sich immer höher auftürmendes Hochwasser sehen. Während der Prüfung durch die EU ruhte der Rückschnitt mehrere Jahre und wird jetzt erst wieder fortgesetzt.

Hans-Wilhelm Stabe berichtet, dass die dem Hochwasserabfluss hinderlichen Flächen zunächst durch die Fachabteilungen der Landkreise ausgewiesen, mit den Vorschriften der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinien der EU abgeglichen, kartiert und dann noch einmal durch Mitarbeiter des Landkreises Lüneburg und der Biosphärenreservatsverwaltung in Augenschein genommen und gekennzeichnet worden seien. "Erst dann konnte der Verein mit den Koordinierungsmaßnahmen beginnen."

Die gekappten Weiden würden schnell wieder nachwachsen, sagt Stabe. Ihr Holz sei früher ein begehrtes Gut gewesen. "Das Deichvorland ist eine Kulturlandschaft, aus der das Weidenholz als Baustoff und Flechtmaterial für Körbe gewonnen wurde." Dann kam das Holz aus der Mode, wurde nicht mehr gebraucht: "Aber mittlerweile hat es wieder eine neue Nutzung, wird unter anderem für die Stromerzeugung benötigt und hat damit einen neuen Wert bekommen."

Stabe fordert, dass nach dem Rückschnitt der Weiden, der bis Ende Februar wegen der dann beginnenden Brutzeit der Vögel beendet sein muss, eine ständige Pflege der Bäume folgen müsse, um ein erneutes Zuwuchern zu verhindern. Denn der reibungslose Abfluss des Hochwassers sei wichtig, gerade vor dem Hintergrund, dass bei Hohnstorf ein Engpass im Fluss sei, der den Durchfluss behindere. "Außerdem gehe ich von einem kritischen Hochwasser aus, sobald der Schnee schmilzt. Er muss ja irgendwo hin."