Als Informatiker brauchte der gebürtige Karlsruher den kreativen Ausgleich und machte schließlich sein Hobby zum Beruf.

Lüneburg. Martin Gülich ist vergangene Woche mit einer Idee nach Lüneburg gekommen. Einer Idee für seinen neuen Roman, den er in der alten Salzstadt als Heinrich-Heine-Stipendiat schreiben will. "Mehr verrate ich nicht. Da sind noch zu viele Gefahren auf dem Weg zu einem richtigen Roman", sagt der gebürtige Karlsruher und lächelt fast entschuldigend. Zu oft wurde aus Ideen nichts, sie liefen ins Leere, entwickelten nicht weiter.

Eigentlich wollte er Lehrer werden, doch Martin Gülich studierte Wirtschaftsinformatik. Zu unsicher seien Anfang der 80er Jahre die Jobaussichten für Pädagogen gewesen. "Es war eine Vernunftentscheidung", so der heute 46-Jährige. Fast sieben Jahre arbeitet er als Planungs- und Softwareingenieur. Zeitgleich beginnt er zu schreiben.

"Ich brauchte den kreativen Ausgleich in meiner doch sehr analytischen Welt", so Gülich. Nach knapp sieben Jahren fällt innerhalb einer Woche die Entscheidung, zu kündigen. "Ich war nicht mehr zufrieden mit dem, was ich machte. Und ich dachte, wenn aus dem Schreiben was werden soll, dann muss ich dem einfach mehr Raum und Zeit geben." Es sei schon ein bisschen "Augen zu und durch" gewesen. Anders als vor seinem Studium, wollte er sich bei dieser Entscheidung nicht wieder mit Vernunftfragen quälen. "Man kann auch Sachen kaputt denken und ich wollte nicht mit 60 irgendwann das Gefühl haben, etwas verpasst zu haben", so der Autor.

Bereut hat er diesen Schritt bis heute nicht. "Obwohl meine Berufswahl mit extremen - vor allem finanziellen Unsicherheiten - verbunden ist und ich immer wieder mit dem Scheitern konfrontiert werde, mein Entschluss von damals war richtig."

Sein erster Roman erschien 1999 im Lüneburger Zu Klampen Verlag. "Vorsaison" handelt vom pubertierenden Jakob Pauli, der - zu klein für sein Alter und unsportlich - versucht, seinen Platz als eigenständige Person zu finden. Martin Gülich verarbeitet darin auch eigene Erinnerungen aus seiner Jugend. "Ich war auch zu klein in meiner Altersgruppe, denn in der Grundschule hatte ich eine Klasse übersprungen. In Sport war ich eine Null und bei den Mädchen kam ich nicht an. Das war eine harte Zeit. Ich war der Klassenclown und führte die Liste der Eintragungen im Klassenbuch an."

Martin Gülich schreibt seine Geschichten aus Impulsen heraus, die sich dann nach einem unbewussten Reifeprozess, oft im ersten Satz des neuen Romans wiederfinden. Im Mittelpunkt seiner Werke steht immer die Figur und nicht die Handlung. "Der Plot dient lediglich, die Person sichtbar zu machen, ihre Motive und ihren Charakter zu erklären", so Gülich.

Am Dienstag, 9. Februar, 20 Uhr, wird Martin Gülich aus seinem neusten Roman "Septemberleuchten" im Heinrich-Heine-Haus lesen. Es ist das Protokoll einer Nacht, die vier Männer am einem See verbringen. Am Ende ist einer tot.

Bis Ende April wird der Autor, der unter anderem mit dem Thaddäus-Troll-Preis des Förderkreises deutscher Schriftsteller in Baden-Württemberg und dem Esslinger Bahnwärter-Stipendium ausgezeichnet wurde, in Lüneburg bleiben. Freundin und Tochter hat er aus Freiburg mitgebracht. "Ohne sie wäre ich nicht her gekommen", sagt Gülich und verrät dann doch noch etwas zu seinem neuen Roman: "Eine Seite habe ich hier schon geschrieben."