Die Vergabekammer in Lüneburg hat einen neuen Fall. Die Deutsche Bahn AG will die stark frequentierten Strecken Uelzen-Hamburg und Bremen-Hamburg wieder selbst befahren und erhebt Einspruch dagegen, dass sie von der Ausschreibung ausgeschlossen worden ist.

Lüneburg. Den Zuschlag für den zweistelligen Millionenauftrag hatte wie 2003 die Metronom GmbH erhalten.

Auftraggeber ist die Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG) Niedersachsen, da Regionalverkehr Sache der Länder ist. Dort zeigt man sich skeptisch gegenüber dem ungewöhnlich günstigen Angebot der Bahn AG, lag es doch mehr als 20 Prozent unter dem von der LNVG selbst kalkulierten Preis. "In solchen Fällen schreibt das Vergaberecht vor, dass das Angebot geprüft werden muss", erklärt LNVG-Sprecherin Kerstin Heinemann.

Hintergrund ist der Schutz vor nicht kostendeckenden, strategischen Angeboten, die später zu Qualitätseinbußen führen können. Und das befürchtet die LNVG. "Wir haben die Bahn zweimal aufgefordert, aber die entscheidenden Informationen hat man uns mit der Berufung auf Betriebsgeheimnisse verweigert", sagt die Sprecherin. "Daher sahen wir uns nicht der Lage, den Zuschlag der DB zu erteilen und haben sie vom Verfahren ausgeschlossen."

Dagegen verwahrt sich die Bahn. Man habe ein "sehr attraktives Angebot abgegeben, das zugleich dem Steuerzahler einen zweistelligen Millionenbetrag erspart", teilt Frank Sennhenn, Vorstandsvorsitzender der DB Regio AG, in einer Presseinformation mit. "Wir haben die Wirtschaftlichkeit der Verkehre gegenüber der LNVG im Vorfeld durch umfangreiche Nachweise belegt und weitere Gespräche hierzu angeboten." Öffentliche Zweifel an der Seriosität ihrer Angebote könne die Bahn nicht hinnehmen. "Wir fordern daher die LNVG auf, ihren Beschluss zu revidieren."

Da zahlreiche Kostenfaktoren wie Trassenpreise, Stationshalte, Fahrzeugtypen, Wartung, Taktung und Zuglängen von der LNVG vorgegeben werden, sind die variablen Faktoren bei der Preisgestaltung eher gering. Auf das günstigere Ergebnis könnte die Bahn zum Beispiel über geringere Personalkosten oder höhere erwartete Zahlen bei den Fahrgästen gekommen sein.

Metronom-Sprecherin Tatjana Festerling jedenfalls sagt: "Wir haben ein kostengünstiges, seriös kalkuliertes Angebot unter Berücksichtigung unserer Tarifverträge abgegeben." Die Zahl der Fahrgäste ist zwischen 2002 und 2008 um 140 Prozent gewachsen. Seit 2003 fährt der Metronom zwischen Uelzen und Hamburg, seit 2007 auch mit Halt an den kleinere Bahnhöfen auf der Strecke. Die neuen Verträge laufen von Dezember 2010 bis 2018.