Eigentlich ist die Herde Coburger Fuchsschafe von Denis Schudnagis hart gesotten und trotzt auch dem schlechtesten Wetter. Sie lebt unter freiem Himmel. Doch vor diesem Winter kapitulieren die widerstandsfähigen Schafe, wenn auch nicht freiwillig.

Lüdershausen. Eine Amtstierärztin des Landkreises Lüneburg hatte angeordnet, dass die Herde ihren winterlichen Zug durch die Elbmarsch unterbricht und unter einem schützenden Dach Unterschlupf findet.

Und so ging die Reise für die Tiere in eine Halle auf dem Gelände der Gesellschaft für Abfallwirtschaft (GfA) in Bardowick. Sie wurden mit Anhängern und einem Viehtransporter aus Lüdershausen abgeholt, wo die Herde mit rund 350 Mutterschafen und mehr als 100 Lämmern in den vergangenen zwei Wochen ihr Quartier hatte.

Schäferin Christiane Gerke aus dem Kreis Uelzen kam in die Elbmarsch, um ihrem Kollegen Denis Schudnagis beim Abtransport der Tiere zu helfen. Sie sagte: "Die Tiere kennen keinen Stall. Aber aus Sicherheitsgründen und weil sich viele Leute um die Lämmer im Alter von vier bis 14 Tagen Sorgen machen, kommt die Herde in die Wärme."

Akute Lebensgefahr habe weder für die kleinen Lämmer, noch die Mutterschafe bestanden, betonte sie. ,,Dass Lämmer sterben, ist normal und kommt auch im Sommer vor. Auch die Geburt von Lämmern im Winter ist normal." Allerdings sei die große Menge an Jungtieren in diesem Winter nicht geplant gewesen. Liebestolle Jungböcke hätten für den reichlichen Nachwuchs gesorgt.

Die Schäferin erzählte, dass den Tieren trockene Kälte nichts ausmache. ,,Auch Schnee ist für sie nicht schlimm. Die Wolle schützt sie." Probleme bereite der alten Landschafrasse aber nasskaltes Wetter mit Regen und Wind sowie Temperaturen um den Gefrierpunkt, so Christiane Gerke.

Die Veterinär-Behörde hat laut Kreissprecherin Christina Schreiber einen Hinweis von einer besorgten Bürgerin bekommen, dass bei der Herde in Lüdershausen möglicherweise Missstände herrschten. ,,Die Amtstierärztin machte sich ein Bild von der Situation und stellte fest, dass ein Unterstand fehlte." Der Kreis habe sich um einen bemüht und in der Halle der sogenannten Kalten Rotte, in der bei der GfA Müll mechanisch-biologisch aufgearbeitet wird, unbürokratisch einen Unterschlupf gefunden. Dort bleiben die Tiere, bis es draußen wieder milder ist.

Der vierzehntägige Aufenthalt in Lüdershausen sei für die Schafe ein Zwangsstopp gewesen, sagte Schäferin Christiane Gerke.

Im Sommer sind die Coburger Fuchsschafe an der Elbe als "Rasenmäher der Deiche". Gerke: ,,Zwischen April und Oktober grasen sie zwischen Rönne und Artlenburg."