Die studentischen Gremien an Leuphana haben Zukunftssorgen: “Der letzte Vorsitzende des Studentenparlaments (StuPa) ist am 30. September 2009 zurückgetreten“, sagt AStA-Sprecher Mathias Ahrens.

Lüneburg. Eine Nachfolge gibt es bisher nicht. Seither führen die AStA-Sprecher im StuPa den Vorsitz, aber diese Lösung findet Ahrens unglücklich: "Wir sind als Sprecher derzeit auch nur zu zweit, obwohl das Kollektiv aus drei Mitgliedern bestehen sollte. Unglücklich finde ich es auch, wenn die gewählte Legislative, das StuPa, von einem Mitglied der Exekutive - also des AStA - vertreten wird."

Die Personalnot in studentischen Gremien ist nicht neu, doch sie wird drückender: "Für die Mehrzahl der Bachelor-Studierenden an der Leuphana ist ein Engagement in den Gremien nicht mehr attraktiv genug", erklärt AStA-Sprecherin Philine Busch. "Für den Bachelor gilt eine Regelstudienzeit von sechs Semestern, dadurch ist der Zeitdruck im Studium ziemlich groß."

Wer nebenbei jobben muss oder Kinder hat, dem bleibt kaum Gelegenheit für weitere Aktivitäten auf dem Campus. "Dabei ist das Interesse an studentischer Gremienarbeit da", so Busch. Hinzu kommen hausgemachte Terminprobleme: "Früher wurde der Mittwochnachmittag von Veranstaltungen freigehalten, damit die Gremien von den Studierenden besucht werden können. Aber inzwischen finden am Mittwochnachmittag immer öfter Einzelveranstaltungen der Uni statt", sagt Mathias Ahrens.

Sorgen machen der AStA sich auch hinsichtlich der Entwicklung der Studentenzahlen: "Nach und nach laufen die Altstudiengänge Diplom, Magister und Alt-Bachelor aus, dann verschwinden diese Studierenden endgültig aus der Statistik. Auch die alten Studiengänge der Fachhochschule wird es ab 2012 nicht mehr geben. Neuzugänge haben wir aber nicht im gleichen Maße, wie wir Abgänge haben werden. Im letzten Wintersemester haben gerade mal 1000 Studierende an Leuphana begonnen, wegfallen werden aber demnächst mindestens 3000 Studierende in den Altstudiengängen."

Der ständige Aderlass hat Folgen für die Finanzlage des AStA. Die Leistungsangebote an die Studenten einzuschränken, weil die Mitgliedsbeiträge sinken, fällt schwer. "Die Bafög-Beratung beispielsweise wird verstärkt nachgefragt", sagt Philine Busch.

Dass Leuphana mittelfristig für Studienanfänger attraktiver werden könnte, weil mehr Professorenstellen besetzt werden, ist aus Sicht des AStA unwahrscheinlich: "Die bestehenden Vakanzen und die anstehenden Pensionierungen werden von den Neueinstelllungen aufgefangen, mehr nicht. Das ist ein Nullsummenspiel. Und die Professoren, die mit dem Innnovationsinkubator kommen sollen, haben keine Verpflichtung, grundständige Lehre anzubieten", erklärt Mathias Ahrens. "Das frustrierende für diejenigen, die sich engagieren, ist, dass man augenscheinlich an der Situation wenig ändern kann. Seit der Reform des Niedersächsischen Hochschulgesetztes kommt den Gremien der Universität weitgehend nur noch beratende Funktion zu. Gestalten können wir kaum noch."