Renate Backhaus ist Gründungsmitglied und bleibt ein Urgestein der ökologischen Partei, obwohl sie im Jahr 2000 ausgetreten ist.

Reppenstedt. Renate Backhaus ist Gründungsmitglied des Ortsverbands der Grünen in Gelleren. Das war 1984. Die Debatte um das Wiederaufbereitungslager Dragahn und das Endlager Gorleben veranlassten sie dazu. Zwei Jahre später saß sie bereits als Abgeordnete der Partei "Die Grünen" im Gemeinderat Reppenstedt und im Kreistag Lüneburg. Fünfzehn Jahre prägte sie als Fraktionsvorsitzende die ökologischen Inhalte der Kreispolitik. Auf allen politischen Ebenen kämpfte sie gegen die Atomwirtschaft.

Im Jahr 2000 dann konnte sie nicht anders. Sie verließ die Partei Bündnis 90/Die Grünen. "Der Austritt ist mir schwer gefallen", bestätigt die heute parteilose und dennoch Grün denkende und wählende Reppenstedterin. In den sieben Jahren Regierungsverantwortung unter Kanzler Gerhard Schröder habe sich die Partei von ihren Idealen verabschiedet.

Ausschlaggebend für den Parteiaustritt von Renate Backhaus war der so genannte Atomkonsens unter Schröder. "Mit der Verschiebung des Atomausstiegs haben die Grünen das ihnen ureigene Ziel verraten." Der Spiegel zitierte die damals prominente Politikerin: "Die Partei verliert vor lauter Kompromissbereitschaft die eigenen Identität."

Dieser Stachel sitzt immer noch tief. Dennoch ist Renate Backhaus - von 1991 bis 1994 war sie Mitglied im Bundesvorstand der Grünen - stolz auf die Partei. Im politischen Gefüge seinen die Grünen immer noch die Glaubwürdigsten in Sachen Umweltschutz. Gerade weil sie weiß, welchen Preis sie in der Regierung zahlen musste, stellt sich ihr die Frage: "Sind die Grünen in der Opposition nicht erfolgreicher?" Klarer und konsequenter seine sie in ihren Entscheidungen. "Vielleicht macht es mehr Sinn, dass wir gemeinsam auf die Straße gehen als Rot-Grün zu wählen."

Wie Grüne aussehen, davon hatten die Landkreisbewohner 1984 ihre eigenen Vorstellungen: Zauselbärte, Strickpullover, radikal und Steine werfend. Diesem Muster entsprach Renate Backhaus nun gar nicht. "Du bist eine Grüne? So siehst du doch überhaupt nicht aus!", bekam die zwischenzeitlich stellvertretende Landrätin immer wieder zu hören. Ihre Erscheinung und ihr Engagement ließ die Leute grübeln und manch einen in der Partei ankommen.

"Wir haben viel bewirkt auf kommunaler Ebene. Ich bin stolz, dass die Grünen Vorreiter waren und dem Umweltschutz einen Platz zugewiesen haben. Wir haben die Bürger sensibilisiert und gemeinsam gekämpft, dass in Reppenstedt die geplante Umgehungsstraße nicht gebaut wurde." Anteil haben die Landkreis-Grünen am Umgang mit der Elbe, die nicht kanalisiert wurde.

Renate Backhaus hat in ihrem Verständnis für Ökologie und dem Umgang mit dem Planeten Erde keine Abstriche gemacht. Sie ist Überzeugungstäterin geblieben - zäh und härtnäckig in der Sache. Wie am ersten Tag, ist auch heute ihr Motto: Wir haben die Erde von unseren Kindern nur geborgt. Krümmel, die Asse, Gorleben: Atomausstieg und Energiewende sind aktuell wie vor 30 Jahren.

Sie und ihr Mann leben danach. Sie fährt überwiegend Fahrrad und nutzt Bus und Bahn. Auf dem Dach des Hauses ist zur Umwandlung von Sonnenergie eine Solaranlage montiert. Die Politikerin ist bemüht, Lebensmittel aus der Region zu kaufen. "Das, was ich politisch will, lebe ich auch."