Nebenstraßen werden nicht geräumt. Freude über die weiße Pracht ist bei vielen schon lange verflogen.

Reppenstedt. Gerhard Minich war gestern schon früh auf den Beinen. Die Nacht hatte Neuschnee gebracht. Der verstopfte Einfahrt, Bürgersteig und Straße. "Das hier ist der reinste Acker", sagt Minich und breitet frustriert die Arme aus. Der Fritz-Reuter-Ring am östlichen Reppenstedter Ortsrand wurde bislang kein einziges Mal geräumt.

Zentimeterdick liegt der Schnee auf der Fahrbahn. Nur eine einspurige Fahrrinne bleibt zum Navigieren. Der festgefrorene Mittelstreifen aus Schnee und Eis kratzt bedenklich am Unterboden der Fahrzeuge, die sich durchwühlen. Berge der nicht mehr ganz so weißen Pracht türmen sich rechts und links der Straße. Wer auf den Bürgersteig will, muss sich durch meterhohe Schneemassen kämpfen. Parken auf dem Seitenstreifen ist fast unmöglich geworden, es gibt keinen Seitenstreifen.

"Soweit hätte es nicht kommen müssen", sagt ein Anwohner, der seit 25 Jahren im Fritz-Reuter-Ring lebt. "Wenn hier alle regelmäßig die Gehwege und Straßen vom Schnee befreien würden, dann hätten wir das Problem jetzt nicht." Und ein Nachbar ergänzt: "In der Gemeindesatzung steht, dass die Anwohner die Straßen bis zur Mitte zu räumen haben." Doch nicht alle Nachbarn nähmen es mit dieser Pflicht so genau.

Samtgemeindebürgermeister Manfred Ilmer (FDP): "In der Gemeindesatzung steht, dass die Anwohner jeweils bis zur Straßenmitte eine Reinigungspflicht haben. Das gilt im Übrigen für alle Straßen im Ort. Die Gemeinde hält aber die Durchgangs- und Hauptstraße frei." Doch Ilmer fragt sich mittlerweile, ob die Pflicht bei den Schneemassen noch zu leisten ist, besonders von den älteren Anwohnern. "Die Bürger sollten sich zusammentun und gemeinsam die Straßen räumen. Aber wenn solche Wetterlagen nun häufiger auftreten, sollte man auch über eine Änderung der Satzung nachdenken."

Gerhard Minich wünscht sich trotz allem die Unterstützung der Gemeinde, denn "die Straßen hier sind mittlerweile so zu, dass ein Krankenwagen im Notfall überhaupt nicht mehr durchkommt." Es sei einfach zu viel Schnee gefallen, da komme man mit dem Räumen überhaupt nicht hinterher. "Ich weiß schon gar nicht mehr, wohin ich das Zeug schippen soll." Hauptkommissar Olaf Nickel von der Lüneburger Polizei-Inspektion rät, den Schnee auf den Grundstücken "zu lagern und keinesfalls auf die Straßen zu schaufeln."

Am Sonntagmorgen hatte der Räumdienst bereits zwischen ein und zwei Uhr begonnen die Hauptstraßen in Stadt und Landkreis von Schnee und Eis zu befreien. Dementsprechend wenige Verkehrsunfälle hat Nickel zu vermelden: "Es gab lediglich ein paar Bagatellschäden ohne Verletzte. Die Leute haben ihre Fahrweise der Witterung angepasst und scheinen eher auf Fahrten verzichtet zu haben."