Rundschau-Reporterin Martina Brinkmann hat das 1200 PS starke Flaggschiff des WSA Lauenburg begleitet.

Es ist, als ob sich das Wasser langsam mit einer Haut überzieht. Schon treiben erste Eisschollen auf dem Elbe-Seiten-Kanal. Mit einem leisen Stampfen pflügt sich die "Büffel" durch die frostige Szenerie. Wo ihr Bug auf erstarrte Oberfläche trifft, schieben sich die teilweise mit Neuschnee bedeckten Eisplatten knirschend übereinander, während hinterm Heck eine Spur dunkel schäumenden Wassers zurückbleibt.

Die "Büffel" ist das Flaggschiff der in Geesthacht stationierten Eisbrecher-Flotte des Wasser- und Schifffahrtsamts (WSA) Lauenburg. Rund 1200 PS schlummern im Rumpf, verleihen dem Zweischraubenmotorschlepper jene Schubkraft, die er braucht, um die Fahrrinne zwischen dem oberen Hafen des Schiffshebewerks in Scharnebeck und dem Hafen in Lüneburg freizuhalten.

Während Hamburg vom Eisvergnügen auf der Alster träumt, zeigt die zuweilen malerisch bizarr anmutende Kälte hier ihre Schattenseite. Hieß es gestern Vormittag noch, auf der Elbe gebe es kaum Behinderungen, wuchs im Laufe des Tages die Eisdecke stündlich. Ein ernstes Problem für die Binnenschiffer. Denn auch zu dieser Jahreszeit müssen Kohle oder Getreide ihren Bestimmungsort erreichen.

Um das zu gewährleisten ist die Flotte des (WSA) Lauenburg jetzt im Dauereinsatz. Die Eisbrecher sorgen nicht nur für eine beschiffbare Fahrrinne, sie zerkleinern auch große Schollen.

Kleine treiben leichter und zerstören das Ufer weniger stark. Außerdem stellen sie sich nicht so leicht quer und verstopfen damit die obere Hafenanlage, in der sich vor dem Hebewerk das Wasser staut.

"Noch können die Frachter die von uns geschaffene freie Fahrrinne nutzen. Doch wird das Eis zu dick, dann müssen wir bei jedem Schiff vorweg fahren und eine neue Rinne aufbrechen", erklärt Andreas Rick, Kapitän der "Büffel". Seit 20 Jahren ist er im Geschäft und weiß um die Gefahren des Eises auf Flüssen und Kanälen.

Es beginnt mit den Neueis, das sich hin zum treibenden Scholleneis entwickelt bis schließlich eine geschlossene Eisdecke folgt. "Besonders gefährlich sind Eisversetzungen. Durch den enormen Druck können Deiche brechen, Schleusen und Brücken zerstört werden." Eisversatz entsteht, wenn große Eismassen in Bewegung geraten und den Anlagen zusetzten.

Schlimm werde es, wenn sich Grundeis in Flüssen oder Kanälen bilde. Das geschieht, sobald Strömungen und Wirbelbewegungen abgekühlte Wasserschichten von der Oberfläche nach unten reißen. Eiskristalle heften sich dann an Schwebeteilchen auf dem Gewässergrund. "Die Grundeisbildung beginnt etwa in der zweiten Frostwoche. Kommt dann noch das Eis von oben dazu, ist das der Sieg der Natur."

Die jüngsten Wetterprognosen lassen eben dieses Szenario befürchten. In den kommenden Nächten sollen die Temperaturen weiter sinken, für Sonnabend sind weitere Schneefälle avisiert. So werden ab heute neben der "Büffel" auch die Brecher "Stier" und "Wolf" auf dem Kanal eingesetzt. Der eine ist bestimmt für den Bereich zwischen Lüneburg und Uelzen, der andere zieht seine Bahnen von Uelzen aus in südlicher Richtung.