Aufstell- und Meldepflicht für die Geräte gibt es nicht. Die Bevölkerung soll aber künftig besser informiert werden.

Lüneburg. "Die Standorte der Defibrillatoren werden bei der Stadt nicht zentral erfasst", sagt Sprecherin Suzanne Moenck. Auch im Landkreis gibt es keine vollständige Liste mit Standorten, auch wenn es wünschenswert wäre, berichtet Katrin Peters, Sprecherin des Kreises. "Weil es keine Meldepflicht dafür gibt." Meist würden die Notfallgeräte auf Privatinitiative von Personen oder Betrieben angeschafft, so Moenck. Darüber Liste zu führen, liege jedoch nicht in der Zuständigkeit der Verwaltung.

Dabei können Defibrillatoren Leben retten. Mit Hilfe der elektrischen Impulse, die diese Geräte aussenden, lässt sich Herzstillstand in vielen Fällen beseitigen und auch bei Herzrhythmusstörungen helfen Defibrillatoren.

Oberbürgermeister Ulrich Mädge (SPD) wolle sich des Themas in diesem Jahr verstärkt annehmen, kündigt Suzanne Moenck an. "Wir werden die Gespräche mit dem Städtischen Klinikum noch einmal aufgreifen und gemeinsam besprechen, wie die Bevölkerung besser über die Standorte und Anwendung der Defibrillatoren informiert werden kann." Es gebe zudem Angebote über werbefinanzierte Defibrillatoren, und denkbar wäre, die Geräte in den Stadtteilzentren sowie in den Sparkassen und Volksbanken zu installieren.

"Viele Menschen wissen allerdings nicht, wie die Geräte sachgerecht bedient werden und ob sie wirklich jeder Laie benutzen kann", sagt Suzanne Moenck. "Die Frage ist auch, wer die Geräte eigentlich kennt und sich zutraut, sie zum Einsatz kommen zu lassen."

Defibrillatoren gibt es in Lüneburg unter anderem am Bahnhof, in der Salztherme Salü und im Freibad sowie in der Regierungsvertretung. In Ochtmissen hatte der Ortsverein Bürger und Geschäftsleute zu Spenden aufgerufen und davon zwei Notfall-Geräte angeschafft. Sie stehen in der Sparkasse und im Heim des Sportvereins. Auch in Westergellersen wurde vor ein paar Jahren mit Spenden der Bürger ein Defibrillator für den Ort angeschafft. Gleiches gilt für die Sporthalle in Salzhausen.

Zum Einsatz gekommen sind die Defibrillatoren in Ochtmissen bisher nicht, sagt einer der Initiatoren, der Arzt Dr. Hans-Martin Werner. Um den "Defi" in der Sparkassenfiliale sorgt er sich, "wir hoffen, dass der Schalterraum erhalten bleibt, damit er nach wie vor sicher steht". In diesem Jahr will der Mediziner eine weitere Informationsveranstaltung in Ochtmissen anbieten, denn er hat beobachtet. "Es gibt nach wie vor große Unsicherheit. Dabei kann man gar nichts falsch machen: Der schlimmste Fehler ist, den Defi nicht zu benutzen", sagt Werner.

Das bestätigt Dr. Friederike Raithel vom Kreisgesundheitsamt. Sie sagt, Helfer müssten keine Angst vor dem Gerät haben. Nicht nur, dass es per Sprachcomputer Anweisungen für den richtigen Umgang gebe, es schalte sich erst gar nicht ein, wenn ein Patient es nicht wirklich benötige. Denn nach dem Anlegen von Klebeelektroden auf die nackte Haut analysiere eine Software den Herzrhythmus und entscheide danach, ob eine Defibrillation notwendig sei. Somit könne kein Schaden angerichtet werden, niemand mit einem Defibrillator getötet werden. Bisher gibt es nur gute Erfahrungen mit den oft Leben rettenden Defibrillatoren", so Dr. Raithel.

Weil aber der beste "Defi" nichts hilft, wenn niemand weiß, wo er steht und wie er benutzt wird, will Werner noch mehr informieren als bislang schon geschehen. Und er ruft andere Stadtteile zu ähnlichen Initiativen wie in Ochtmissen auf.

Auch Matthias Körte, Kreis-Geschäftsführer des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Lüneburg, sieht Bedarf für weitere Notfall-Defibrillatoren in öffentlichen Einrichtungen, Banken und Sparkassen: "Herzrhythmusstörungen und Herzinfarkte können jeden von uns erwischen." Und dann zählt jede Minute. Die einfachen, öffentlich zugänglichen "Defis" schicken Elektroschocks ins Herz, die es zum Schlagen anregen, bis der Notarzt kommt. Dafür werden zwei Elektroden auf den nackten Oberkörper geklebt. Das DRK bietet Firmen Schulungen an, Körte schätzt, dass rund 20 Unternehmen in Lüneburg bereits eigene Defibrillatoren besitzen. "Jeder Laie kann sie ohne Einweisung benutzen", betont Körte. "Wichtig ist nur, die Scheu zu verlieren. Das Gerät zeigt an, was zu tun ist."