Rullstorf ist ein archäologischer Glücksfall. Es war im Jahr 1978 als der Ortsansässige Christian Krohn bei Sand- und Kiesbauarbeiten diverse Siedlungen und Gräberfelder in der Gemeinde entdeckte.

Scharnebeck. Ihm ist es zu verdanken, dass die Funde frühzeitig der staatlichen Denkmalpflege gemeldet wurden. Seitdem gab es systematische Grabungen mit dem Ziel, die bedrohten Bodendenkmäler aus 5000 Jahren Siedlungsgeschichte vollständig zu dokumentieren.

Damit ist nun Schluss: In diesem Jahr wurde der Grabungsabschluss im genehmigten Abbaubereich erreicht. Darüber berichtete auch die Zeitschrift "Denkmalpflege in Niedersachsen". Aus diesem Anlass hatten das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege (NLD), die Samtgemeinde Scharnebeck und die Gemeinde Rullstorf zu einer Informationsveranstaltung in die Domäne eingeladen.

Ausführlich referierte Dr. Wilhelm Gebers, Archäologe beim NDL, über die zurückliegenden Grabungsjahre: "Derart dicht gedrängte Funde werden Sie in Europa kaum finden." Kritisch äußerte sich Gebers unterdessen über die geplanten Änderungen im niedersächsischen Denkmalpflegegesetz: "Zuständig sind nun Landkreise und kreisfreie Städte. Dort fehlen aber vielfach notwendige Fachkenntnisse und deshalb bleibt die Archäologie oft auf der Strecke." In der Landespolitik denke man nun eher über die Vermarktung der Archäologie in "archäologischen Leuchttürmen" nach.

Berühmt geworden ist Rullstorf vor allem durch ein spätsächsisches Opfergrab mit Hengsten und einem geschirrten Hirschen. Zum Schutz der Fläche hat die Gemeinde Rullstorf für einen Zeitraum von 25 Jahren eine das Grabungsfeld umgebende Fläche von fünf Hektar gepachtet, auf der weitere Funde vermutet werden. Für die Zukunft sind lokale Ausstellungen einzelner Fundobjekte geplant.