Politiker streiten, ob die geplatzte Fusion mit Harburg und Buxtehude die Zweigstellen hätte erhalten können.

Lüneburg. Die Sparkassenfilialen in Radbruch, Artlenburg und Tripkau (Amt Neuhaus) sollen geschlossen werden. Die Standorte in Lüneburg-Ochtmissen und die Filiale Am Sande werden zukünftig nur noch mit Automaten betrieben - diese Maßnahmen sorgen für Bürgerprotest. Der Bürgerverein Ochtmissen machte mobil, denn vor allem ältere Mitbürger interpretieren die Umstellung auf Automaten wie eine Schließung. Und dagegen werden nun Unterschriften in dem Lüneburger Stadtteil gesammelt.

Wäre eine Schließung der Filialen bei einer Fusion mit der Sparkasse Harburg-Buxtehude vermeidbar gewesen? "Der Fusionsvertrag sah eine Bestandsgarantie aller Geschäftsstellen für die nächsten fünf Jahre vor", sagt Eugen Srugis, SPD-Ratsherr im Stadtrat und Mitglied im Verwaltungsrat der Sparkasse Lüneburg. "Die Fusion hätte den Druck tatsächlich gemindert."

Nachdem die Fusion an der Mehrheit des Stadtrates scheiterte, mussten die Gremien der Sparkasse jetzt handeln, meint Srugis: "Der Verwaltungsrat hat dem Vorstand unmittelbar nach der gescheiterten Fusion den Auftrag erteilt, ein Konzept zu erarbeiten, das Aufwendungen und Erträge wieder ins rechte Lot bringen soll."

Ergebnis sind die beabsichtigten Schließungen in Stadt und Landkreis. Srugis: "Der Sparkassenvorstand hat sich die Entscheidung für eine Umstellung in Ochtmissen nicht leicht gemacht. Aber die Kundenfrequenz in Ochtmissen ist einfach zu gering. Es gibt dazu natürlich entsprechende Wirtschaftlichkeitsberechnungen, übrigens für alle Geschäftsstellen. Danach reichte es nicht - eine Geschäftsstelle muss auch wirtschaftlich arbeiten, sonst geht es zu Lasten aller."

Den Zusammenhang zwischen Filialschließungen und der gescheiterten Fusion sehen die Fusionsgegner nicht: "In meinen Augen ist das Unfug", sagt Ulrich Blanck von den Grünen, selbst Mitglied im Sparkassenvorstand. "Eine Fusion hätte den Prozess der Filialschließungen nur um ein bis zwei Jahre verschoben. Das alles wäre mit der Fusion auch passiert, denn kein Unternehmen kann es sich leisten, auf Dauer einen Betrieb aufrecht zu erhalten, der unrentabel ist. Im Übrigen reden wir doch nur in Ochtmissen über eine echte Veränderung, alle anderen Standorte in der Fläche waren schon vorher Automatenstandorte", sagt Blanck.

Ähnlich schätzt CDU-Ratsherr Gerhard Scharff die Lage ein: "Änderungen im Konzept muss ein Unternehmen immer durchführen, wenn das wirtschaftlich notwendig ist. Und aus Ochtmissen höre ich, dass dort einfach zu wenig Leute hingehen", sagt er. "Die Sparkasse brauchte ein neues Konzept - und sie hat eines, das durchaus auch Verbesserungen für die Kunden vorsieht."

Der Rückblick auf die gescheiterte Fusion ist zwecklos, meint Malte Richey von der Stadtratsfraktion der Linken: "Die damalige Einordnung der dem Rat vorgelegten Daten war so, dass die Sparkasse mit ihren einzelnen Standorten wirtschaftlich gesund war. Es gab damals keinen Grund für eine Fusion. Anhand der mir bekannten Informationen schien die Sparkasse für die Zukunft gut aufgestellt."