Die Opfer jugendlicher Schläger leiden immer öfter auch an der Verbreitung von Bildern per Mobilfunk und Internet.

Lüneburg. Auf den Wunschzetteln vieler Jugendlicher stehen Videospiele und Mobiltelefone wieder ganz weit oben. Sie gehören laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa zu den beliebtesten Weihnachtsgeschenken in diesem Jahr. Jeweils zwölf Prozent aller Deutschen im Alter über 14 Jahren wollen sich oder ihren Lieben damit eine Freude bereiten.

Eltern dürften die elektronischen Präsente nach Meinung von Wolf Hammann aber nicht einfach kommentarlos unter den Christbaum legen. Der Vorsitzende der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder: "Den richtigen und sicherheitsbewussten Umgang mit den Medien zu vermitteln, ist eine wesentliche Aufgabe der Eltern."

"Die unkontrollierte Nutzung des Handys kann sich negativ auswirken, nicht nur auf den Geldbeutel, sondern auch auf die Entwicklung des Nachwuchses", warnt Hammann. Denn die neuen Medien bergen auch Gefahren, zum Beispiel in Form von Gewaltvideos aus dunklen Winkeln des Internet.

Solche brutalen Szenen drehen immer mehr Jugendliche seit einigen Jahren aber auch in Eigenregie. Die Filme nehmen sie mit Video-Handys auf, um sie stolz einander zuzuschicken. Dieses neue Phänomen des Protzens mit gefilmten Grausamkeiten nennen Polizisten und Jugendpfleger neudeutsch "Happy Slapping". Frei übersetzt heißt das "fröhliches Schlagen".

"Auch im Landkreis Lüneburg haben wir immer wieder solche Fälle festgestellt", berichtet Kai Richter, Sprecher der Polizeiinspektion Lüneburg. In der Kriminalstatistik werden sie allerdings nicht speziell als "Happy Slapping" ausgewiesen.

Doch Richter weiß aus Erfahrung, dass diese Beleidigungen und Körperverletzungen, Verbreitungen unerlaubter Gewaltdarstellungen sowie Verletzungen des Rechtes am eigenen Bild von Jugendlichen auch in kleineren Landkreisgemeinden vorkommen.

Und innerhalb der Hansestadt ist nach Ansicht des Leiters des Geschwister-Scholl-Hauses, Hans-Henning Besold, keine Hochburg des "Happy Slapping" auszumachen.

Ein solcher Fall ereignete sich beispielsweise vor etwa einem Jahr an der Hauptschule Oedeme. Nur durch Zufall sah eine Lehrerin Aufnahmen einer Gewaltorgie auf dem Schulhof, als sie das Mobiltelefon eines Siebtklässlers während des Unterrichts einkassiert hatte.

"Die Lehrer der Schule waren total schockiert, dass so etwas in der Pause passieren kann", berichtet Birthe Röndahl. Die "Projektmitarbeiterin für die Arbeit mit Eltern mit Migrationshintergrund" weiter: "Wir wussten nicht, wie wir reagieren sollten." Seit einem Jahr sind jetzt Mobiltelefone auf dem Schulgelände grundsätzlich tabu.

Doch damit ist das Problem nicht aus der Welt geschafft. Ratschläge für einen verantwortungsvollen Umgang mit Handy & Co auch nach der Schule will Röndahl daher betroffenen Eltern wieder Ende Januar geben. Interessierte erreichen die Sozialarbeiterin unter der Telefonnummer 04131/872 17 20.

Berater wie Röndahl sowie Leiter von Jugendgruppen werden geschult von professionellen Medienpädagogen wie Georg Gunkel-Schwaderer vom Verband "Die Falken". Für ihn ist die Vermittlung von Medienkompetenz ein langfristiger Prozess, der nicht nur von den Schulen geleistet werden muss. "Das ist nicht an einem einzigen Aktionstag im Schweinegalopp durch Schulklassen, Lehrerkollegium und Elternschaft zu erreichen."