Werner Preuß und Dirk Abraham besuchen jedes Jahr am 24. Dezember Familien unterm Tannenbaum.

Lüneburg. Ein Radiobeitrag war schuld daran, dass Dirk Abraham sich in einen Zug nach Hamburg setzte und an einer Weihnachtsmannschulung teilnahm. Das war vor 20 Jahren, aber die Erinnerungen sind heute noch frisch.

"Der Ausbilder war ein ehemaliger Schausteller mit sehr viel Erfahrung. Das hat richtig Spaß gemacht", erzählt der Dannenberger, der seither am Heiligabend in sein Weihnachtsmannkostüm schlüpft und Kinderaugen zum Leuchten bringt. "Das ist das Schönste, zu sehen, wie sich die Kleinen freuen. Manche sind auch ein bisschen aufgeregt und bekommen keinen Ton heraus."

Um den Kontakt zwischen Familien und Weihnachtsmann herzustellen, bietet die Agentur für Arbeit in Lüneburg seit mehr als zehn Jahren eine Weihnachtsmannvermittlung an. "Mitmachen kann jeder, der Zeit und Interesse hat", erzählt Arbeitsagentur-Mitarbeiterin Katharina Fröse. Vor allem Ältere bieten gern ihre Unterstützung an: Rentner oder Männer und Frauen, die Mitte 40 sind oder älter. Studenten melden sich eher selten. In diesem Jahr haben sich schon 16 Männer und eine Frau vormerken lassen. "Die Familien und die Weihnachtsmänner sprechen miteinander ab, wie die Bescherung laufen soll und einigen sich über die Uhrzeit und den Preis." Zwischen 35 und 50 Euro empfiehlt die Agentur für Arbeit als Richtwert pro Bescherung.

Werner Preuß trifft sich vorher mit den Eltern, um etwas über die Wünsche und Hobbys der Kinder zu erfahren. Ganz nebenbei kann sich der Weihnachtsmann aus Leidenschaft dabei die Adresse einprägen. Denn wer mehrere Bescherungen innerhalb weniger Stunden absolviert, muss gut organisiert sein. "Man sollte die Wege im Kopf haben und ein gutes Zeitgefühl, denn der Weihnachtsmann schaut ja nicht auf die Armbanduhr." Werner Preuß bereitete sich gewissenhaft auf jeden Besuch vor. Schon allein das Kostüm bietet Stolperfallen. "Turnschuhe sind unglaubwürdig, außerdem erkennen Kinder diejenigen, die sich nur als Weihnachtsmann verkleiden, an vielen Kleinigkeiten", sagt der 54-Jährige, der keine Rute mit hat.

Besonders freut er sich über selbst gebackene Kekse, wenn die Kinder ihm Gedichte aufsagen oder ein Lied vorsingen. Wenn sich jemand nicht traut, singt er mit. Für ältere Kinder, die schon einmal an der Existenz des Weihnachtsmannes zweifeln, hat er die richtigen Antworten parat. "Der Weihnachtsmann ist eine Autorität", ist der Bardowicker sicher. Wenn kein Schnee liege, müsse er trotzdem erklären, wo der Schlitten ist und wie die Geschenke hergekommen sind: "Hauptsache ist, die Kinder ernst zu nehmen."

Aber nicht nur Familien, sondern auch Kollegen oder Freunde überraschen mitunter einander. "Einmal habe ich ein echtes Highlight erlebt, als mich die Stammgäste einer Kneipe in Hamburg geschickt haben, um das Personal zu bescheren. Die waren vielleicht überrascht", erzählt Dirk Abraham, der als routinierter Weihnachtsmann so seine Tricks hat: "Zur Not sollte man einen Ersatzbart dabei haben, falls man den in der Eile mal in der Autotür einklemmt." Dass Werner Preuß und Dirk Abraham mit ihren Familien Heiligabend etwas später als gewöhnlich feiern können, macht ihnen nichts aus. Im Gegenteil, denn es macht sie immer wieder glücklich, ein Strahlen in Kindergesichter zu zaubern.