Die Erbengemeinschaft bietet die Morgenstern-Schule an. Ein Lehrer appelliert an den Landkreis, die Chance zu nutzen.

Lüneburg. Es ist eng in den Berufsbildenden Schulen III am Schwalbenberg. "Wir haben einen Mangel an Räumen", sagt Jürgen Hesse, der an der Schule unterrichtet und als Lehrervertreter im Schulausschuss sitzt. Knapp 2200 Schüler - 917 davon werden in Vollzeit unterrichtet - und rund 130 Lehrkräfte teilen sich 44 Unterrichtsräume. Der Schulträger, der Landkreis Lüneburg, versucht mittels Containern, der Lage Herr zu werden. Doch obwohl die Notunterkünfte seit Jahren im Dauereinsatz sind, taugen sie nach heutigen Bildungsstandards nichts, meint Hesse, und die stellvertretende Schulleiterin Sylke Adam-Henning bestätigt: "Die Akustik ist schlecht, es wird schnell stickig in den Containern."

Abhilfe könnte die Von-Morgenstern-Schule schaffen. Das Objekt in unmittelbarer Nachbarschaft steht zum Verkauf. Allerdings zu einem teuren Preis: Etwa eine Million Euro sollen das Schulgebäude und das dazugehörige Wohnheim der Erbengemeinschaft der Familie von Morgenstern einbringen. Als Alternative ist nach Angaben des Verwalters, der Nonn Immobilien GmbH in Braunschweig, eine Vermietung des Schulgebäudes angedacht. Ein Kauf wird für den Landkreis kaum infrage kommen, so zumindest der Tenor auf der jüngsten Schulausschusssitzung. Allerdings sagt Hans-Richard Maul, der beim Landkreis zuständig für Immobilienfragen ist: "Wir prüfen das Angebot ernsthaft, suchen nach einer für uns wirtschaftlichen und für die Schule sinnvollen Lösung." Neben Kauf oder Miete der Von-Morgenstern-Schule prüfe der Landkreis aber auch andere Alternativen. Welche das sind, dazu wollte die Behörde keine Angaben machen.

Während der Landkreis weitere Möglichkeiten in Erwägung zieht und nach Lösungen sucht, laufen die Verhandlungen um die Immobilie allerdings weiter. Dazu ein Sprecher des Immobilienverwalters: "Wir verhandeln mit drei ernsthaften Interessenten. Der Landkreis Lüneburg ist ausschließlich an der Schule interessiert und steht damit ganz hinten an." Denn die anderen Investoren möchten das Gesamtobjekt erwerben. Und nach Möglichkeit sollen Schule und Wohnheim nicht getrennt werden, erklärt die Firma Nonn Immobilien weiter. Jürgen Hesse beobachtet das zögerliche Verhalten des Schulträgers mit Sorge: "Es wäre die letzte Gelegenheit für die BBS, sich ein Gebäude in unmittelbarer Umgebung zu sichern. " Denn bei den Grundstückverkäufen in der Vergangenheit, hätten immer andere Investoren die Nase vor gehabt. "Ich appelliere an die Verantwortlichen, diese Chance nicht verstreichen zu lassen", sagt Hesse.

Der Lehrervertreter macht deutlich, dass sich die räumliche Situation an der BBS II noch verschärfen wird. Wegen der schlechten Arbeitsmarktlage seien die Weiterqualifizierungsangebote der BBS gefragt ebenso wie die schulischen Berufsausbildungen, die die Einrichtung am Schwalbenberg bietet. Hinzu kommt: Der Berufsorientierungserlass des Kultusministeriums sieht bereits ab dem kommenden Jahr eine engere Vernetzung von Haupt-, Real- und Berufsschulen vor. Nach dem sogenannten "Neustädter Modell" sollen die Schüler teilweise gemeinsam unterrichtet werden. Dieses Pilotprojekt im niedersächsischen Neustadt hat gezeigt, dass dadurch weniger junge Menschen die Schule abbrechen und zudem ihre Chancen auf einen Ausbildungsplatz gesteigert werden. Für Lüneburg lässt sich das allerdings nur umsetzen, wenn die Berufsbildenden Schulen die entsprechenden Kapazitäten zur Verfügung haben. Aber auch unabhängig davon betont Sylke Adam-Henning: "Eine Nutzung der Räume der Morgenstern-Schule würde uns stark entlasten."