Die Schatzkiste der Ratsbücherei liegt hinter einer Tür aus Panzerglas: Bis zu 800 Jahre alte Bücher lagern im Kreuzgang des 1530 aufgehobenen Franziskanerklosters.

Lüneburg. "Unser wertvollstes Stück ist der Sachsenspiegel, ein juristisches Buch aus dem Jahr 1442", sagt Gisela Scheel-Bockelmann, die kommissarische Leiterin der Einrichtung. Das Buchinnere präsentiert reich verzierte Zeichnungen in leuchtenden Blau- und Rottönen, belegt mit Blattgold. "Allein der Versicherungswert des Sachsenspiegels beträgt 4000 Euro", sagt Scheel-Bockelmann, "doch im Grunde ist er nicht zu ersetzen." Denn das handschriftlich verfasste Buch ist ein Unikat.

Die antike Buchsammlung der Ratsbücherei beansprucht ein spezielles Raumklima, um die bibliophilen Raritäten bestmöglich zu schützen: "Es liegt um die 18 Grad Celsius", erklärt Gisela Scheel-Bockelmann. Dennoch haben viele der wertvollen Prachtstücke schon wesentlich bessere Tage gesehen: Die Pergamentseiten wellen sich, bei einigen Büchern sind die Schließen gebrochen. "Etliche Werke wurden bei einem Feuer 1959 stark beschädigt", sagt Scheel-Bockelmann. Nach und nach finden die Bücher daher ihren Weg zum Restaurator nach Hamburg.

Gefragt ist die antike Sammlung vor allem bei Historikern. Ihre Anfragen stellen die Wissenschaftler allerdings - ganz modern - per E-Mail.