In Nairobi, der Hauptstadt Kenias, leben mehr als die Hälfte der Einwohner in Slums. Einer von ihnen ist Elijah Kanyi (24). Er ist in Mathare aufgewachsen, einem Elendsviertel, in dem etwa eine halbe Million Menschen wohnen.

Lüneburg/Nairobi. Er kennt die Probleme, die das Leben im Slum mit sich bringt - ist aber gleichzeitig stolz auf seine Herkunft: Elijah hat gelernt, an sich zu glauben und aus der Situation das Beste zu machen.

Schon als Kind verdiente er sich Geld durch das Sammeln von Holzkohle, da seine Eltern nur für eine Mahlzeit am Tag sorgen konnten. Nach dem Tod seiner Eltern versuchte er mit zwölf Jahren, ihren letzten Wunsch zu verwirklichen: Er sollte als Fußballer in Europa erfolgreich sein. In einem ersten, wichtigen Schritt wurde Elijah unter 150 Mathare-Kindern ausgewählt, in Norwegen für zwei Monate Fußball zu spielen. Anschließend unterstützte ihn seine norwegische Gastfamilie dabei, die Schule in Kenia zu beenden. Das ermöglichte ihm später den Beginn eines Studiums. Er entschied sich für Journalismus, da er auf diesem Wege ein realistisches Bild von Mathare in den Medien zeichnen wollte.

In seiner jüngsten Dokumentation beschäftigte er sich mit den alltäglichen Herausforderungen, denen sich junge Menschen im Slum tagtäglich stellen müssen. Wie es zum Beispiel um den Zugang zu Bildung oder akzeptablen Gesundheitsstandards bestellt ist. "Mathare verfügt über kein sauberes Trinkwasser, die Luft ist durch Abgase stark belastet und es gibt keine organisierte Müllentsorgung", erklärt Elijah. Diese Umstände seien oftmals Grund für Krankheiten. Die Behandlung in einer qualifizierten Klinik ist für viele Bewohner aber unerschwinglich.

Weil ein Großteil der Eltern in Mathare arbeitslos sind, mangelt es oft nicht nur an Geld, um die Familie ernähren zu können. Es fehlen auch die Mittel, um den Kinder und eine gute Bildung finanzieren zu können. So übersteigen die Highschool-Gebühren bei weitem das Durchschnittseinkommen der Bewohner von Mathare, das bei umgerechnet 30 Euro liegt. Da verwundert es nicht, dass viele junge Menschen früh mit Alkohol und Drogen in Kontakt kommen. Zudem macht es sie anfällig für ein dauerhaftes Abrutschen ins kriminelle Milieu. Um Wege aus diesem Teufelskreis aufzuweisen, haben Elijah und einige Freunde vor drei Jahren die Jugendgruppe "Mathare Roots" gegründet. Sie hat sich der gezielten Förderung junger Menschen verschrieben, vor allem der Pflege ihrer Talente. "Wenn sie eine Anerkennung ihrer persönlichen Fähigkeiten erfahren, stärkt das auch ihr Selbstbewusstsein", weiß Elijah: "Keiner kann dir dein Leben vorleben. Du musst selbst den Weg einschlagen, der dich zu dem Leben bringt, das du leben willst."

Elijah Kanyi hat diesen Weg für sich gefunden. Er träumt von einem eigenen Haus, Frau und Kindern, einem sicheren Job. Und davon, seine Mitmenschen in schwierigen Lebenslagen weiter unterstützen zu können.