Nein, ich wollte nicht meine Jugendlichkeit demonstrieren, als ich vor einigen Tagen im Berliner Hauptbahnhof eine filmreife Szene auf dem Bahnsteig darbot. Ich hatte meine vergrippte Freundin aus der Hauptstadt abgeholt und wollte ihr die Bahnreise nach Hamburg erleichtern.

Sie war mit den leichteren Gepäckstücken (Plastiktüten, Laptop) ausgestattet, ich bot mich für die schwereren an. Das war vor allem: ein randvoll gefüllter Wanderrucksack, der nicht mal eben auf den Rücken zu befördern war.

Den Rucksack könne ich ziemlich easy aufsetzen, wenn ich ihn vorher mit dem Knie abstützen, dann mit etwas Schwung Richtung Körperrückseite hieven würde, um sogleich die Arme durch die vorgesehenen Laschen zu stecken. Aha!

Noch ruhte der Rucksack auf dem Bahnsteig, der Zug war noch nicht eingefahren.

Erst als eine Lautsprecher-Stimme den ICE ankündigte, schritt ich zur Tat. Völlig problemlos platzierte ich das schwere Etwas auf meinem linken, gebeugten Knie, um es dann mit Schmackes nach hinten fliegen zu lassen.

Aber nicht der Rucksack landete auf meinem Rücken, sondern ich der Länge nach auf dem Bahnsteig. Ein junger Mann sprang in meine Richtung, half mir auf, erkundigte sich nach meinem Wohlergehen. Dem bin ich dankbar und sauer auf meine eigene Dummheit. Ich habe getan, was mit 20 ein Klacks ist. Habe dafür nun überall blaue Flecken.

Übrigens: Wir sind heil in Hamburg angekommen, der Rucksack, die Freundin und ich.