Es ist ein schöner Sonntagabend, ich sitze bei einer Freundin in der Küche und wir unterhalten uns - zum wiederholten Male - über Mikrowellen.

Mir sind diese Apparate seit jeher irgendwie nicht geheuer, weil sie für mich zu einer Science-Fiction-Welt gehören, die ich nicht ganz verstehe. Gut, es gibt auch Handys und Computer, die ich nie ganz verstehen werde. Die verteufle ich aber nicht so schnell. Vielleicht liegt es daran, dass mir der Gebrauch sinnvoller erscheint, auch wenn ich unsere Abhängigkeit von Technik generell beunruhigend finde.

Meine Freundin greift den Punkt "Zeitersparnis" auf. Ich halte wissenschaftliche Studien dagegen, die einen Nährstoffmangel oder -tod von Mikrowellenessen nachgewiesen haben wollen. Ob sie etwa krank aussähe, will meine Freundin wissen. Aber das Essen schmeckt doch auch ganz anders, sage ich. Es macht uns richtig Spaß zu diskutieren. Und zwar über ganz andere Themen als jenen in der Mensa abgelauschten wie die noch zu sammelnde Anzahl von Credit Points oder Beschwerden zu Studiengebühren.

Inzwischen haben wir es so weit gebracht, uns auf "Was wäre, wenn?"-Fragen einzulassen. Was wäre eigentlich, wenn uns alle Zeit, die wir durch Zeit einsparende Technologie gewinnen, vom Lebenskonto abgezogen würde? Da sie über die Anzahl der verbleibenden Jahre sowieso keine belegbaren Aussagen treffen könne, würde sie sich von so etwas nicht stören lassen, sagt meine Freundin betont ironisch. Wer will schon nachhaltig denken, wenn es heute so einfach sein kann.

Wir überschlagen, dass wir am Tag jeweils circa eine halbe Stunde durch Spülmaschine, Mikrowelle, Waschmaschine und den Bus einsparen können. Allerdings vergleichen wir die Ersparnis auch mit anderen technischen Möglichkeiten, zum Beispiel Mikrowelle statt Herd. Der Gedanke an ein Leben ganz ohne Technik erscheint uns nur kurzzeitig romantisch und "Down-to-Earth".

Und da beschließen wir, die Möglichkeiten der Technik dann doch zu preisen. Gleichzeitig aber auch für einen klaren Kopf und prüfende Instanzen hinsichtlich unseres Wohlbefindens und nachhaltigen Denkens dankbar zu sein.

Franziska Pohlmann studiert Angewandte Kulturwissenschaften an der Uni Lüneburg.

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