Landessynode hat Vereinigung mit Lüneburg beschlossen. Dabei entsteht ein Großbezirk mit rund 90 000 evangelischen Christen in 32 Gemeinden.

Der Urlauberseelsorger und Gemeindepastor Christian Cordes aus Betzendorf ist einziger Kandidat für das vakante Superintendentenamt im evangelischen Kirchenkreis Bleckede. Cordes bewirbt sich für die Nachfolge von Wolf-Dietrich Berner, der im September in den Ruhestand verabschiedet wurde. Wählt ihn am 27. November der Kirchenkreistag zum Superintendenten, erwartet den 44-Jährigen mit der Fusion der Kirchenkreise Lüneburg und Bleckede eine äußerst schwierige Aufgabe.

Lüneburger Rundschau:

Warum sollen die Kirchenkreise Lüneburg und Bleckede fusionieren?

Christian Cordes:

Die Landessynode hat beschlossen, dass es zukünftig keine Kirchenkreise mit weniger als 40 000 Mitgliedern geben soll. In Bleckede zählt die evangelisch-lutherische Kirche in 15 Gemeinden gut 27 000 Mitglieder, im Kirchenkreis Lüneburg haben 17 Gemeinden knapp 62 000 Mitglieder. Das ist die Ausgangslage. Um den Prozess mitgestalten zu können, haben beide Kirchenkreise die Fusion zum 1. Januar 2017 beschlossen. Bereits heute gibt es ein gemeinsames Kirchenamt. Damit sind Synergien auf finanzieller und Verwaltungs-Ebene bereits erreicht. Nun machen wir uns auf den Weg, weiter zusammen zu wachsen.

Rundschau:

Welche Probleme bringt die Fusion mit sich?

Cordes:

Der neue Kirchenkreis wird mit 90 000 evangelischen Christen riesig - auch räumlich. Es ist keine Fusion auf Augenhöhe. Bleckede zeigt sich klein und charmant, Lüneburg ist als Oberzentrum groß und wichtig. Durch die Fusion selbst wird kaum Personal eingespart. Aber die Landeskirche befindet sich seit 20 Jahren im Prozess der Personalreduzierung. Die eigentliche Herausforderung besteht darin, beispielsweise Kaltenmoor in Lüneburg und Tripkau nicht über einen Leisten zu schlagen. Die Kirche verliert Mitglieder, auch durch die demografische Entwicklung. Noch vor kurzem hatten die kleinen Gemeinden wie Neuhaus, Stapel und Tripkau einen ganzen Pastor. Dass sich das ändert, tut weh. Im Kirchenkreis Lüneburg sind zum Beispiel zirka 2700 Gemeindeglieder notwendig, um eine Pastorenstelle zu finanzieren.

Rundschau:

Was wird sich verändern?

Cordes:

Alle haben zunächst den Anspruch: "Bei uns darf sich nichts verändern." Trotzdem müssen wir gemeinsam nach Wegen suchen, kirchliches Leben unter veränderten gesellschaftlichen und finanziellen Bedingungen gestalten zu können - gerade in den Dörfern, wo die Identifikation besonders über Menschen geschieht. Um diese Gemeinden einerseits nicht zu überrollen und doch am Puls der Zeit zu bleiben, brauchen wir Menschen, die Veränderungsprozesse mit gestalten. Ebenso verhält es sich mit der Fusion im Großen. Es ist nicht damit getan zu beschließen: Bleckede und Lüneburg werden eins. Wir machen uns gemeinsam auf einen Weg, der 2017 ein möglichst gutes Ergebnis für alle erreicht.

Rundschau:

Was prädestiniert sie für eine Aufgabe, die Managertalente erfordert?

Cordes:

Seit neun Jahren lebe ich als Pastor in Betzendorf, der kleinsten Landgemeinde im Kirchenkreis Lüneburg, seit vier Jahren bin ich Mitglied des Kirchenkreisvorstandes und stellvertretender Superintendent. Das trägt zum Verstehen der Situation hier bei. Mit einer halben Stelle arbeite ich auch für Kirche im Tourismus, einen Fachdienst der Landeskirche. Insgesamt zwölf Jahre im Tourismus haben mich geprägt. Ich hatte immer mit neuen Partnern zu tun und musste verstehen, wie im Fremdenverkehr gedacht und gehandelt wird. Es ging darum, riesige Bereiche überschaubar zu machen und Handlungsräume für kirchlichen Mitarbeiter zu eröffnen. Als Pastor will man in erster Linie Seelsorger sein. Ich habe aber inzwischen auch gelernt, größere Gestaltungsaufgaben wahrzunehmen.