Erst Unterdruck, dann Windstärke fünf: Michael Meyer-Olbersleben stellt die Energiebilanz auf den Prüfstand.

Lüneburg. Dort wo im nächsten Jahr Tausende Besucher aus aller Welt über das Gelände der EXPO in Shanghai schlendern, kennt sich Michael Meyer-Olbersleben heute schon aus. Der Lüneburger arbeitet an der Entstehung des Hamburg-Hauses mit. Um die letzten Handgriffe zu erledigen muss der Ingenieur, dessen Spezialgebiet die Luftdichtemessung des Hauses ist, noch zweimal vor Messebeginn nach China fliegen.

Der Spatenstich für das Gebäude, das äußerlich an die historischen Bauten der Speicherstadt erinnern soll, fand bereits Ende März 2009 statt. Das Innere soll es in sich haben und modernsten Passivhaus-Standards entsprechen. Wenn Ende des Jahres der Rohbau steht, kommt Michael Meyer-Olbersleben zum Einsatz. Er prüft im Blower-Door-Test, ob die Fassade des Baus luftdicht ist.

"Nur wenn die Hülle um ein Gebäude keine undichten Stellen aufweist, kann die Wärme optimal im Haus zirkulieren. An den Stellen, an denen warme Luft durch die Fassade austritt, kondensiert die Feuchtigkeit, und es kann sich Schimmel und Hausschwamm bilden. Außerdem können Stockflecken entstehen", erklärt der Experte, der sich seit vielen Jahren dem Konzept Passivhaus verschrieben hat.

Durch eine möglichst optimale Isolierung, verbunden mit einem speziellen Lüftungssystem, helfen Häuser in Passivbauweise, Energie zu sparen. Das zahlt sich finanziell für die Besitzer aus und ist gleichzeitig ein Beitrag zum Klimaschutz. Entsprechend gefragt ist diese Technologie auch im Ausland.

Um die Luftdichte eines Hauses zu prüfen, braucht Michael Meyer-Olbersleben einen großen Ventilator, sogenannte Manometer, mit denen man selbst feinste Druckunterschiede messen kann, und Software, die die Daten auswertet. Zuerst werden alle Fenster und Türen des Hauses geschlossen, dann wird Luft aus dem Gebäude gesaugt und prallt anschließend mit Windstärke fünf auf die Fassade. Der Computer sammelt dabei neben Messdaten auch Wärmebilder, auf denen undichte Stellen zu erkennen sind. Dazu zählt besonders häufig der Raum zwischen Fenstern und Wand. "Wer hier mit Bauschaum arbeitet, bekommt den Spalt nie richtig dicht", erzählt der Lüneburger. Aber auch Steckdosen können schuld an einer undichten Fassade sein, zum Beispiel, wenn sie direkt auf einer Fuge sitzen.

Dass er seine Tests nun statt in Ochtmissen in Shanghai durchführt, freut den Ingenieur. "Ein solcher Auftrag kommt einem Sechser im Lotto gleich", schwärmt er und fügt hinzu: "Ich habe mir schon einen chinesischen Namen ausgesucht, da viele Asiaten Probleme mit der Aussprache westlicher Namen haben." Dort heißt er jetzt "Wu-Daifu", was in etwa Haus-Doktor bedeutet: "So nenne ich mich ja auch in Deutschland."

Etwa eine Woche werden die ersten Untersuchungen auf dem EXPO-Gelände in Anspruch nehmen. Wenn das Haus steht, wird Meyer-Olbersleben noch einmal alles testen, bevor die Messe beginnt. Im Gegensatz zu anderen Messe-Bauten soll das Hamburg-Haus der Hansestadt nach der Weltausstellung als Wohn- und Verwaltungsgebäude dienen.