Der Flächenverbrauch im Landkreis Lüneburg soll sinken. Vögelsen und Handorf jedoch wollen weiter wachsen, um Infrastruktur in den Orten zu schützen.

Vögelsen/Handorf. Der Flächenverbrauch im Landkreis Lüneburg soll bis 2020 um 50 Prozent sinken, indem weniger Bauland ausgewiesen wird. Als Instrument dient dem Kreis das überarbeitete Raumordnungsprogramm, das als Entwurf vorliegt. Mit dem ist die Gemeinde Vögelsen nicht einverstanden. Bürgermeister Heinz Fricke (SPD) sagt: "An der Flächeneinsparung ist nichts zu kritisieren. Jedoch wird Vögelsen die Chance genommen, dass Neubürger neue Häuser bauen dürfen. Der Ort soll sich nach dem Entwurf aus sich selbst heraus entwickeln. Das heißt, nur Vögelser dürfen neu bauen. Das ist ungerecht."

Er befürchtet, dass die ihm zufolge gute Infrastruktur in dem 2345 Einwohner zählendem Ort in Gefahr gerate. "Wir haben alles für das tägliche Leben: Arzt, Zahnarzt, Apotheke, Supermarkt, Kindergarten, Krippe, Grundschule und gute Busverbindungen nach Lüneburg und Bardowick mit halbstündigen Anbindungen an die Bahn." Nur werde das Angebot so nicht bestehen bleiben, wenn der Ort von der Weiterentwicklung abgehängt werde. "Eines Tages fehlt das Publikum." Der Rat habe einstimmig beschlossen, Einwand gegen den Entwurf zu erheben.

"Wenn der Landkreis Zuzugsregion bleiben soll, vor allem im Speckgürtel von Lüneburg, dann gehört Vögelsen dazu", betont Fricke. Schwer zu verstehen sei, dass andere Ort wachsen dürften, die jedoch bisher nicht über eine vergleichbare Infrastruktur verfügten wie Vögelsen. "Woanders muss das alles erst aufgebaut werden - wie etwa in Radbruch. Auch gehören Handorf, Barum und Wittorf im Gegensatz zu Vögelsen nicht zum Speckgürtel der Stadt. Ihnen wird aber Wachstum zugestanden."

Gleiches gelte für Reppenstedt, das wie Vögelsen im Westen Lüneburgs liegt. "Auch dort dürfen Neubaugebiete ausgewiesen werden." Das sei seltsam, sagt Fricke. Denn ein Argument für die Einschränkungen in Vögelsen sei das erhöhte Verkehrsaufkommen gewesen, das für Staus in den westlichen Stadtteilen mit verantwortlich sei: "Es heißt in dem Entwurf, dass kein großflächiges Bauland westlich der Stadt mehr ausgewiesen werden darf, damit die Straßen den Verkehr verkraften können." Das Gutachten, das das untermauern soll, habe aber Schwachstellen. Es basiere auf alten Zahlen, die bereits 1998 für den Bau einer möglichen Lüneburger Westumgehung angeführt wurden. Die Gemeinde habe den Verkehrsfluss selbst überprüft. Fricke: "Die Straßen sind auf Kreisstraßenniveau normal belastet. Es gibt noch Spielraum."

Den sieht auch Handorfs Bürgermeister Peter Herm (parteilos für die CDU). Auch er ist mit dem Entwurf nicht zufrieden. "Wächst Handorf nicht weiter, besteht die Gefahr, dass Kindergarten und Grundschule nicht mehr genutzt werden", sagt Herm. Noch vor drei Jahren hätten 98 Kinder den Kindergarten besucht, zurzeit seien es nur noch 59. "Für die nächsten zwei Jahre ist die Entwicklung stabil. Danach nicht mehr. Auch deshalb wollen wir weiter wachsen, um eine kontinuierliche Entwicklung zu gewährleisten. Wir dürfen aber nicht so wie wir wollen." Ohne Neubauten drohe Handorf auf lange Sicht die Vergreisung. Bürgermeister Herm: "Wir werden keinen Widerspruch einreichen, obwohl uns der Entwurf nicht passt. Wir hoffen aber, dass unsere Wünsche aufgenommen werden."