Zum ersten Mal seit ihrer dreijährigen gemeinsamen Gruppe haben die Fraktionen von SPD und CDU im Rat geschlossen getrennt abgestimmt.

Lüneburg. Zum ersten Mal seit ihrer dreijährigen gemeinsamen Gruppe im Rat der Stadt Lüneburg haben die Fraktionen von SPD und CDU geschlossen getrennt abgestimmt. Gegen den Willen der CDU und mit den Stimmen von SPD, Linken, Grünen und FDP soll der sogenannte Tiergartenkamp unter Landschaftsschutz gestellt werden.

Dabei haben sich die Fraktionen über den Vorschlag der Verwaltung hinaus sogar zu einem weitergehenden Antrag der Grünen durchgerungen: Nicht nur die Fläche zwischen der Dannenberger Bahn, Waldfriedhof und Deutsch-Evern-Weg soll unter Schutz gestellt werden, sondern auch ein weiteres Stück Richtung Osten, dem Wohngebiet Klosterkamp: die "Langen Berge".

Dem Antrag stimmte die SPD bei der jüngsten Sitzung des Grünflächen- und Forstausschusses zu. Auch wenn man "zwischenzeitlich eine andere Aussage getroffen" habe, so Heiko Dörbaum. Die Fraktion habe die Argumente der Bürgerinitiative aufgenommen und erkannt: "Die Fläche ist so sensibel, dass sie unter Schutz gestellt werden soll." Der Gruppenpartner CDU sehe das anders, man habe das intensiv diskutiert, und "diese Auffassungen respektieren wir gegenseitig".

Hubert Meißner (SPD) gab zu, das Thema zunächst "verschlafen" zu haben. Beim Studium des Umweltberichts des Kreises seien ihm dann aber "die Augen aufgegangen": Nun müsse die Fraktion eben "den Mut haben, die Auffassung zu korrigieren". Dafür dankte ihm die Antragstellerin Margit Kießlich (Grüne), und Malte Riechey (Die Linke) drang darauf, dass auch die SPD im Kreistag diese Auffassung vertritt.

Birte Schellmann (FDP) hatte sich schon immer gegen eine Bebauung ausgesprochen. Der Schutz sei nötig, damit das Gebiet "nicht Beute wird für Spekulationen". Der Besitzer könne die Fläche nun weiter landwirtschaftlich nutzen wie bisher.

Die CDU-Vertreterin Irmgard Hillmer sieht den Akt dagegen als "einer Enteignung gleich" und fragte, wer denn dem Bauer die Wertminderung zahle. Rosemarie Ebeling (CDU) warnte unterdessen vor Nachahmer-Bürgerinitiativen, wenn es so einfach sei, "über Gebiete, die Bürger gehören, zu entscheiden".

Entscheiden über den Landschaftsschutz wird allerdings der Kreis. Das Votum des Ausschusses bedeutet lediglich, dass die Stadt einen entsprechenden Antrag beim Landkreis stellen wird.